Ertappt – Gleich und später

Ich habe mich ertappt:

 

Junior ruft aus dem Kinderzimmer:

“Mama, komm mal schnell. Ich will dir was zeigen.”

“Ja, Schatz, ich komme gleich. Ich mach nur noch schnell hier etwas zu Ende und dann komme ich.”

Junior:” Mama, jetzt komm doch bitte.”

“Ja, ich komme gleich.”

Junior:” Maaaaaama”

Ich rufe genervt:” Einen Moment bitte”

Ich bin genervt und Junior enttäuscht. Was ist passiert? Mein Sohn möchte etwas und ich vertröste ihn. Ich vertröste ihn aber nicht mit echten Worten, sondern mit einer Hinhaltung…. zuerst muss ich noch, ich will nur noch schnell…. die Füllworte erschweren uns den Alltag und das Zusammenleben.

Sprache ist – gerade auch – im alltäglichen Gebrauch unheimlich kraftvoll. Um ehrlich zu mir und zu ihm zu sein, müsste ich entweder sagen: Ich kann gerade nicht, du musst warten oder einfach sofort hingehen. Sofort und nicht gleich. Gleich ist ein dehnbarer Begriff, denn Kinder erwarten häufig eine sofortige Reaktion. Gleich und sofort sind zwei unterschiedliche Worte und die Bedeutung ist ebenfalls sehr verschieden. Soll ein Kind nun lernen, Geduld zu üben? Natürlich können Kinder einen Moment warten. Aber darum geht es hier gar nicht. Vielmehr ist es wichtig, dass mein Kind, meinen Aussagen und Worten vertrauen kann. Wenn ich sage gleich, ist diese Aussage für meinen 3 Jährigen Sohn viel zu unpräzise, denn er will mir in diesem Moment etwas zeigen. Wenn ich damit nicht einverstanden bin, oder ich in dem Moment etwas anderes tue, zu Ende bringen möchte oder ähnliches, dann sollte ich zu ihm und zu mir so ehrlich sein und vielleicht sagen: „Ich kann im Moment nicht. Ich komme später, wenn ich hiermit fertig bin.“ Das ist eine klare Aussage. Mit dieser Aussage, schildere ich klar und ohne Missverständnisse was gerade los ist. Auch wenn sich das für mich, nicht gut anfühlt, weil es z.B. bedeutet: Ich kann gerade nicht mir die spielen. Ich würde lieber etwas anders sagen. Doch genau aus diesem Grund ist es umso wichtiger, das ich ehrlich bin. Zu ihm und zu mir.

 

Und einen Tag später ertappe ich mich wieder:

“Junior, bitte ziehe deine Schuhe an, wir müssen los.”

“Gleich Mama, ich spiele hier nur noch fertig.”

2 Minuten später: “Junior, komm bitte. Wir müssen los.”

Junior: “Mama, ich hab gleich gesagt. Ich mach das nur noch fertig.”

 

….. ertappt! Er nutzt meine Audrucksweise. Ich erwarte von ihm Geduld und habe sie selbst, in der gespiegelten Situation nicht. Plötzlich wird vieles klarer und mir wird klar, dass eine klare Aussage, für uns alle so wichtig ist.

Es ist unsere Aufgabe, mit unseren Kindern so zu kommunizieren und und so auszudrücken, das sie es verstehen können. Ehrlich und aufrichtig.

Wir sind keine Maschinen und manchmal gelingt das einfach nicht. Sprache und Worte haben eine große Kraft und größte Kraft hat bei mir, mich selbst zu ertappen….

 

Eure

wheelymum

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