Eltern mit Behinderungen: Für mehr Sichtbarkeit

Eltern mit Behinderungen

Vor Monaten bekam ich, über den Bundesverband für behinderte Eltern, eine Mail, die von einem Fotografen geschrieben wurde. Er wollte Eltern mit Behinderungen fotografieren, um diese in unserer Gesellschaft sichtbar zu machen. Eine tolle Idee und ich habe Jörg sofort geantwortet. Leider haben sich nur sehr wenige zurückgemeldet. So habe ich Jörg gebeten, für meine Blogreihe einen Beitrag zu schreiben und gleichzeitig hier nochmals etwas Werbung für eine Aktion zu machen. Ich wünsche Euch viel Freude beim Lesen:

 

Ich bin weder klug noch dumm, nur neugierig. Ich interessiere mich nur für Zusammenhänge innerhalb der Familie und um Zwischenmenschliches, Gefühlswelten, Problemlösungen, …. All dies erscheint mir als wichtig und deshalb beschäftige ich mich gerne mit sozialen Themen mittels der Kamera. Alles andere ist Luxus und wie hätte die Oma gesagt: ‚Kannste eh nicht mitnehmen!‘.

Ich weiß gar nicht ganz genau, wie ich jetzt auf diese Blog-Seite komme von ‚WheelyMum‘. Sie wollte nach meiner Anfrage sie zu fotografieren einen Beitrag von mir, aber warum das? Sie wollte wissen warum ich etwas wissen wollte, vielleicht den Unterscheid verstehen, warum mich ihr Thema offensichtlich interessiert und andere vielleicht nicht. Ich erarbeite mir Themen, die mir am Herzen liegen. Dinge, die ich nicht verstehe. Davon gibt es viele. Und vielleicht geht es anderen auch so und sie verstehen dann durch meine Bilder die Welt ein kleines bisschen besser oder hinterfragen selbst ihre Welt.

Bildrechte Jörg Maier

Bildrechte Jörg Meier

Dies ist eine Sache die ich nicht verstehe:

Gibt es behinderte Frauen, die Mütter werden?” Mir ist noch nie eine schwangere Behinderte aufgefallen, nicht, dass ich wüsste, ob sie mir auffallen würde. Ich habe auch noch nie davon gehört. Nur in der Vergangenheit, ich meinen Zivildienst, den ich in einer Einrichtung verbracht habe für mehrfach behinderte Gehörlose.

Dort ging es damals darum, eine solche ‚Situation‘ (Schwangerschaft) zu verhindern, weil dies so von den Familien der dort ansässigen Bewohnern gewünscht wurde. Ich weiß auch um den Einsatz der Heimleitung, den Fall zu durchleuchten und alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Viele informelle Treffen mit Pro Familia und anderen Experten und den betroffenen Familien hat es gegeben.

Ich habe mich damals gefragt: Was ist mit der Liebe? Sie legitimiert doch eine Beziehung und Geschlechtsverkehr und auch den Wunsch auf Nachkommenschaft.

Es gab immer Fragen die stehen gebelieben sind:

Wer muss sich bei einer Schwangerschaft wie intensiv kümmern? Von welcher Behinderung reden wir eigentlich? Es gibt ja Menschen, die sind körperlich stark behindert, dass der Weg bis zur Fortpflanzung schwierig bis unmöglich ist. Dann gibt es auch geistige Behinderungen, bei denen man wieder anders differenzieren muss. Aber es gibt auch gesunde Menschen unter den Beeinträchtigten.

Bei jeder Überlegung entstehen Fragen, also ein Thema, um mit der Kamera auszurücken und zu untersuchen, wie die IST-Situation sich darstellt. Es ist kein Aufmacher Thema, weil ‚behinderte‘ Menschen keine ‚coole‘ Story sind, es ist keine Modestrecke und kein Fußball oder geht es ums Essen oder das Wetter. Es geht unter die Haut, und da wollen die meisten Menschen höchstens über Gossip lesen von irgendwelchen Stars.

Als Fotograf darf man Kind sein und Fragen stellen. Man kann nicht alles wissen und daher muss ich nun mit Betroffenen reden.

Gibt es also behinderte Mütter? Wie geht es ihnen? Ist ihre Schwangerschaft ähnlich, komplizierter? Welche Vorurteile gibt es noch immer? Welche Hilfen oder Unterstützungen gibt es? Gibt es so etwas wie selbstbestimmtes Leben mit Kind? Wie ist der Alltag, wenn es ihn gibt? Wie verhalten sich behinderte und nichtbehinderte Partner?

An dieser Stelle wird also ein Drei-Teiler aus meinem Gasteintrag, denn ich möchte wenigstens kurz reflektieren, was ich in den drei Familien erfahren habe, was ich gesehen und gelernt habe, vielleicht auch ein Bild zeigen dürfen.

Bildrechte Jörg Meier

Bildrechte Jörg Meier

Wenn jetzt also noch jemand hier Interesse hat an einem solchen fotografischen Projekt teilzuhaben, soll sie sich einfach bei mir melden oder bei der Blog-Leiterin, der Ju. Ich würde mich freuen und am Ende kommt hoffentlich für alle ein positives Erlebnis dabei raus.

 

Danke Jörg, für deinen Beitrag und diese tolle Aktion.

Ja, ihr Lieben jetzt bin ich mal wieder auf eure Hilfe angewiesen. Bitte teilt diesen Beitrag, macht darauf aufmerksam und traut euch. Es ist toll, dass es solche Menschen wie Jörg gibt, sich sich trauen hinzuschauen und nachzufragen. Meldet euch bei mir und ich werde euch die Mailadresse von Jörg weitergeben oder kommentiert einfach unter dem Beitrag. Für mehr Sichtbarkeit. Ich danke Euch schon jetzt .

 

Weitere Beiträge zur Bolgreihe findet ihr hier:

 

Eure

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wheelymum

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26 Kommentare

  1. mädel

    Ich bin behindert und habe 3 Kinder. Meine Behinderung ist als seelische Behinderung klassifiziert. Ich bin Autistin. Man sieht es mir rein äüsserlich an, daher wird ein Foto auch nichts bringen. Denke ich

    Antworten
    1. Jörg Meier

      Hallo. Danke Ju für die Info;-)

      Also, ich arbeite nicht mit der Vorschlaghammer Methode und ich denke sehr wohl, dass man etwas in Bildern ablesen kann, in denen Du mit drei Kindern zu sehen bist. Wenn ich dazu erwähnen darf, dass Du Autistin bist, dann denke ich werden Menschen beim Betrachten einen ganz besonderen Augenmerk auf die Bilder legen und wenn sie keinen Unterscheid bemerken: Dann habe ich ja genau das erreicht, was ich denke: Der Unterscheid besteht in den Köpfen gepaart mit Vorurteilen und nicht in der Realität. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn Du mich direkt kontaktieren würdest. Wir können ja einfach mal reden. Die Ju hat meine Email. Liebe Grüße

      Jörg

      Antworten
    2. Sonja

      Ein tolles Thema-schoen dass sich da jmd mal rantraut.
      Ich habe eine seelische Erkrankung und kaempfe mit schweren depressiven Schueben,etwas das gesellschaftlich auch ueberhaupt nicht anerkannt/aktzeptiert wird..man muss sich einfach mal zusammenreissen.
      Dazu habe ich ein schwerbehindertes Kind bekommen und habe sehr gekaempft unseren alltag “”gehbar”zu machen,es laeuft hier einiges anders und auch langsamer und es kostet viel Kraft,aber mittlerweile haben wir viel Lebensqualitaet wieder erreicht.

      Antworten
  2. Mami anders

    Liebe Ju, Lieber Jörg,

    erst einmal freue ich mich über deine Neugier, Jörg. Natürliche Neugierde kann vieles bewegen.

    Was ich allerdings noch nicht ganz herausgelesen habe ist, wo, wie und in welcher Form die Bilder veröffentlicht werden sollen.
    Ich denke, dass gerade die Art der geplanten Veröffentlichung viel mit der Bereitschaft zu tun hat, diesen Schritt zu wagen. Viele Eltern haben hier gewisse Vorbehalte und Ängste. Eltern mit Behinderung wahrscheinlich noch mehr – das geht zumindest mir so.
    Vielleicht könnt ihr noch ein paar Worte dazu sagen?

    Liebe Grüße

    Antworten
  3. Jörg Meier

    Hallo, auch mit Dir würde ich gerne privat in Email schreiben, ich denke die Ju hat uns schon verknüpft, daher schreibe ich Dir später einfach

    LG

    Jörg

    Antworten
    1. Mami anders

      Sehr gerne.

      Antworten
  4. Pingback: arsbloggtSichtbarkeit - arsbloggt

  5. Patrick

    Hallo Jörg,
    Ich finde diesedies Idee super. Sie bringt mich gerade dazu über meinen Bruder nachzudenken. Er hat Trisomi 21, aber selbst 2 bis 3 Freundinnen in seiner Wohneinrichtung (der alte Charmeur). Er ist einer der liebevollsten Menschen die ich kenne, aber über seine Rolle alsals möglicher Vater habe ich mir nie Gedanken gemacht. Danke für diesen Denkanstoß!
    Viele Grüße
    Patrick

    Antworten
    1. Jörg

      Hallo Patrick. Das freut mich, dass das ein Anstoß war. Ich bekomme hier auch viel Input auf der Seite und in dem Bereich in dem ich gerade fotografiere.

      Liebe Grüße
      Jörg

      Antworten
    2. wheelymum (Beitrag Autor)

      Hallo Patrick, danke für dein Lob. Ich würde mich freuen, wenn du dich über deien Gedanken mit mir per Mail wheelymum08@web.de austauschen möchtest.

      Antworten
  6. Bine

    Hallo,

    Ich finde die Idee auch gut. Ich selbst habe trotz jungen Alters schon Parkinson, bin schwanger und habe einen autistischen Mann, eine autistische Tochtet und einen Sohn mit einer leichten Form von Epilepsie.

    Es ist nicht immer leicht aber ein Leben ohne Kinder könnte ich mir nie vorstellen.

    LG

    Antworten
    1. Jörg Meier

      Hallo Bine.

      Das ist ja sehr interessant. Ich würde mich gerne weiter unterhalten, geht das? Meine Email ist jm@jm70.de

      Meld Dich bitte

      Jörg

      Antworten
  7. Katja Niesner

    Hallo ihr beiden,

    Ich bin “nur” körperlich behindert (gehbehindert). Kam durch eine Krebserkrankung mit 12 Jahren. Seit 10 Jahren bin ich verheiratet und habe inzwischen zwei wunderbare Kinder (10 und fast 2 Jahre alt)
    Einfach ist das Leben als schwerbehinderter mit Kindern nicht! Die Kinder müssen Abstriche machen, aber sie lernen auch mit Behinderung umzugehen und das finde ich heutzutage sehr wichtig!
    Bei Facebook hatte ich gerade erst eine Diskussion wieso ich als schwerbehinderte Frau denn ein bzw. 2 Kinder bekommen kann, im Gegenzug aber sage, dass ich nicht alles arbeiten kann. Sowas ärgert einen und diskriminiert!

    Antworten
    1. Jörg Meier

      Hi, das hast Du Recht.
      Ich habe gerade gelernt, dass die Kinder von behinderten Eltern sehr selbstständig sind und dies aus freien Stücken, diese Kinder lernen einen feinen fast heutzutage unbekannt gewordenen sozialen Umgang mit anderen Menschen, das ist ein Geschenk.

      Facebook ist der Teil des Internet der Spass macht, aber auch feige und blöde Menschen dazu bringt ihren Senf zu Dingen dazuzugeben, den sie weder verstehen können noch wollen.

      Halt die Ohren steif, Du machst bestimmt einen guten Job.

      LG,

      Jörg

      Antworten
      1. Katja Niesner

        Hallo Jörg,

        Da hast du Recht! Mein großes Mädchen ist ein sehr soziales Kind, welches sich tatsächlich noch Gedanken um ihre Mitmenschen macht.
        Sowas hat man selten heutzutage!
        Und mein kleines Mädchen wird ja von der selben Mama erzogen, sie wird ihrer Schwester vermutlich in nichts nachstehen.
        Danke für deine netten Worte bzgl Facebook, aber genau so sehe ich das auch. Bei FB einfach mal das loswerden, was man sich in der Öffentlichkeit niemals trauen würde zu sagen.

        Wenn du also noch Familien mit behinderter Mama benötigst, ich/wir stehen auch gern zur Verfügung:)

        Antworten
        1. Jörg Meier

          Liebe Katja, dann melde Dich bitte per Mail bei mir.

          Liebe Grüße

          Jörg

          jm@jm70.de

  8. Evelyn

    Hallo,
    Meine Mutter hat eine Muskelerkrankung und zwei Kinder.
    Meine Schwester und ich sind schon längst aus dem Haus und haben eigene Kinder. Ich erinnere mich, dass viele Menschen über die Zeit geäußert haben, ob uns nicht etwas fehlt. Wir dagegen fanden uns immer normal. Natürlich, weil man das so kennt.
    Als Kind fand ich es nicht schwer, jetzt als Erwachsene schon eher, weil meine Mutter pflegebedürftig wird. Auch das ist aber bei vielen Menschen so.
    Foto würden wir mitmachen. Auch mir ist aber nicht klar, wo das veröffentlicht würde.

    Antworten
  9. Jörg Meier

    Hallo Evelyn, dann lass uns bitte auch per Email verkehren.
    Dann kann ich Dich aufklären.

    Nur kurz: Die Geschichte wächst und es sind schon viele tolle Bilder entstanden, am Ende suche ich ein Magazin, eine Ausstellungsmöglichkeit oder eine strebe eine Publikation an, das wird dann der Umfang zeigen und natürlich weil ich nur unzureichend schreiben kann, braucht diese Arbeit natürlich Text.

    jm@jm70.de ist meine Email.

    Grüße

    Jörg

    Antworten
  10. Maria Marquardt

    Guten Tag!

    Ich finde, dass das ein ganz spannendes Thema ist. Ich selbst bin Sehbehindert, verheiratet mit einen gut guckenden Mann und zusammen haben wir eine 18 Monate alte Tochter.
    Unser Alltag ist ganz und gar situationsabhaengig wie wir drauf sind und wie gut meine Augen den Tag mit machen.

    Ich wuerde mich freuen, wenn wir zu deiner / eurer neugier beitragen koennen.
    LG

    Antworten
    1. Jörg Meier

      Hallo Maria,

      besonders schön fand ich ‘gut guckender Mann’. Herrlich.
      Wir sollten vielleicht über Email in Kontakt treten, meine Mail steht mehrfach schon auf dieser Seite in den anderen Kommentaren. jm@jm70.de

      Liebe Grüße
      Jörg

      Antworten
  11. Franziska

    Hallo ich habe diesen Artikel sehr aufmerksam gelesen. Auch ich bin eine Behinderte Mutter von einer Tochter. Meine linke Hand ist nicht richtig ausgebildet und auch die rechte Hand ist in mittleidenschaft gezogen. Mein Mann hat keine Behinderung.

    Antworten
    1. Jörg Meier

      Hallo Franziska,

      wenn auch Ihr als Familie Interesse habt, einen Teil, eventuell mit Fotos dazu bei zu tragen, dann melde Dich auch bitte bei mir.

      Liebe Grüße

      Jörg

      Antworten
  12. Janine

    Ich bin 23 und Schwanger. Ich sitze seid 2 jahren im Rollstuhl durch eine rücken op die schief gegangen ist. Wenn du Interesse hast ich stehe gerne für fragen zur Verfügung.

    Antworten
  13. Jörg Meier

    Hallo Janine! Habe ich. Sehr sogar. Eine schwangere Frau zu finden, habe ich mir sehr schwer vorgestellt. Aber da bist Du ja 😉 Bitte melde Dich bei mir: jm@jm70.de

    Liebe Grüße

    Jörg

    Antworten
  14. Clara

    Habe in der VdK Zeitung eine Info zum Blog wheelmum gelesen. Ich bin erfreut, dass es das gibt. Ich bin muskelkrank und habe zwei Kinder. Wäre am Fotoprojekt interessiert.

    Antworten
    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Hallo Clara, sehr gerne. Bitte setze dich mit Jörg direkt in Verbindung jm@jm70.de
      Falld du auch Lust auf einen Gastbeitrag oder Interview in meiner Reihe: Eltern mit Behinderung hast, würde auch ich mich sehr freuen, von dir zu hören: wheelymum08@web.de

      Antworten

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