Eltern mit Behinderung: Ich bin zu behindert, dass ich mich trennen kann

Eltern mit Behinderungen

Ich trenne mich nicht, weil ich behindert bin.

Das bin ich.

Ich.

41 Jahre alt.

3 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren.

Verheiratet seit 18 Jahren.

MS Diagnose

Meine Krankheit und meine Behinderung beeinflussen unser Leben so stark. Ich bin Ju sehr dankbar, dass ich hier über all das schreiben darf. Denn es belastet mich sehr.

Als mein Mann und ich uns kennen lernten war alles wunderbar. Wir schwebten auf Wolke 7. Zwei Jahre nach dem zusammen kommen, machte er mir den Antrag. Ein Jahr später heirateten wir. Wir reisten, arbeiteten und renovierten das Haus meiner Eltern. Ich wurde schwanger und alles schien perfekt.

An einem Morgen konnte ich nur noch verschwommen sehen. Migräne dachte ich, doch als es es auch mit er Zeit nicht besser wurde ging ich zum Arzt. Nach den ersten Untersuchungen stellte sich schnell der Verdacht auf MS heraus, welcher dann auch in der Uniklinik bestätigt wurde.

Ein Schock.

Zwei Kinder zu Hause und ich sollte MS haben. Zuerst wollte ich das gar nicht glauben.

Auch wenn MS nicht immer zwangsläufig Rollstuhl bedeutet, bei mir zeigte die Krankheit mit den 1000 Gesichtern ihre hässliche Fratze. Ich bin nicht immer aber oft auf den Rollstuhl angewiesen. Brauche mittlerweile Hilfe bei fast allem zum Hause.

Die Belastung wurde so groß, dass mein Mann ein Burn Out bekam und danach arbeitslos wurde. Ich konnte ebenfalls nicht mehr arbeiten. Mit Mini Jobs hielten wir uns über Wasser. Dazwischen wurde ich ungewollt nochmal schwanger. Wir kommen über die Runden, aber eben gerade so.

Durch die Situation, dass man Mann zu Hause ist bekomme ich keine Hilfe.

Unsere Beziehung ist kaputt. Wir streiten nur noch. Aber ich kann meinen Mann nicht verlassen. Gerne würde ich mich trennen. Mich wieder frei fühlen. Die Kinder kann ich nicht alleine versorgen. Einkäufe kann ich nicht selbstständig machen. Der Pflegedienst kommt zum duschen und spritzen.

Wir haben nur ein Auto. Ich selbst kann damit nicht fahren, da es nicht umgebaut ist und ich noch nicht einmal meinen Rollstuhl alleine ein – und ausladen kann. Die Kinder müssen zu ihren Nachmittagsterminen, Freunden und Hobbies. Unternehmungen am Wochenende. Einen Ausflug machen. Wir Leben in einem Dorf ganz im Norden. Die Busverbindungen sind sehr schlecht. Einen Bahnhof habe ich nicht in der Nähe.

All das kann ich nicht. Wenn der Mann geht, geht auch das Auto. Ein eigenes kann ich mir nicht leisten.

Elternassistenz mag nett sein, aber finde mal jemanden der dann genau zu den Zeiten kann, an denen ich Unterstützung brauche. Zudem habe ich dann immer fremde Personen im Haus.

Ich bin zu krank, zu behindert, dass ich mich trennen kann.

Also beiße ich die Zähen zusammen und versuche die Tränen herunterzuschlucken. Einen Tag nach dem anderen zu überstehen. Hoffe auf ein Wundermittel hoffen, dass die MS heilen kann.

Oder auf sonst ein Wunder.

 

 

 

 

wheelymum

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1 Kommentar

  1. Lydiaswelt

    Vielleicht wäre eine EUTB Beratungsstelle eine Option. Auch das mit der Elternassistenz ließe sich planen.

    Antworten

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