Was soll eigentlich dieser Mist mit dem Erwachsen sein?
In jeder Lebensphase war ich mir sicher, dass es gerade eine schwierige Phase ist. Aber dieses Erwachsen sein, toppt nochmal alles. Die Verantwortung, die Sorge, die Liebe. Überall. Oft zu viel. Von allem.
Ich bin jetzt Mitte 30 und der Kreis des Lebens dreht sich so schnell. Immer mehr schlechte Nachrichten kommen ins Leben. Gleichzeitig die Sorge falsche Entscheidungen zu treffen. Immer wieder. Im Kleinen und im Großen. Manchmal hardere ich ganz schön damit.
Als vor 30 Monaten meine Mama starb, meinte meine Nachbarin zu mir:
Ju, stell dir vor, jetzt empfehlen wir uns keine Hebammen mehr sondern Bestattungsunternehmen, die auf unsere Wünsche eingehen.
Mir ist das zu viel. Aber ich kann nicht anhalten. Das Leben und den Kreis des Lebens kann man nicht anhalten. In meinem Telefonbuch findet sich dir Nummer einer Bestatterin, einer Notfallseelsorgerin, einer Trauerbegleiterin. Die Nummern von wunderbaren Menschen. Im Bücherregal sind Trauer – und Erinnerungsbücher für Kinder, für Erwachsene, Fachbücher und Impulse. Meine Telefonnummer ist an einer Stelle hinterlegt, damit mich andere Menschen anrufen können, wenn sie Austausch möchten.
Und doch ist es mir zu viel.
Kinder sterben. Nicht eins. Nicht zwei. Es sind so viele.
Ein Vater erleidet einen Herzstillstand.
Suizid.
Ein Papa starb an Corona.
Anstatt Schwangerschaftsverkündigungen werden Krebsdiagnosen geteilt.
Krebs löscht innerhalb von ein paar Wochen ein Leben aus.
Ich verliere Menschen, die ich lieb habe.
Mütter verlieren ihre Kinder.
Väter verlieren ihre Kinder.
Schwestern und Brüder ihre Geschwister.
Kinder ihre Mama.
Kinder ihren Papa.
Haltet die Welt an, es fehlt ein Stück. Immer und immer wieder. Doch nein, die Welt dreht sich immer weiter. Sie hält nicht an. Das ist wahrscheinlich gut so. Aber mir ist es zu schnell. Ich will mich auch in eine Decke verkriechen, Kekse essen und dabei ein Buch lesen oder Musik hören. So wie es die KInder machen, wenn ihnen etwas zu viel wird. Ich will die Berge anschreien ob der Ungerechtigkeiten. Doch nichts davon tue ich. Erwachsen sein. Das gehört wohl irgendwie zu diesem Leben. Darauf bereitet einen niemand vor.
Gleichzeitig macht sich in mir das Gefühl breit, ob ich alles richtig vorbereitet habe, wenn mir etwas passieren sollte.
Das Undenkbare. Das Unaussprechliche.
Ja, das ist wohl dieses Leben. Es geht immer weiter.
Und doch spüre ich, wie das alles, jedes einzelne Detail davon etwas mit mir macht.
Das Leben geht weiter. Aber ich bin verändert. Nichts aufschieben. Nicht warten. Dankbar sein. Demut.
Die Kinder noch einmal fester in den Arm nehmen. Menschen sagen, dass sie mir wichtig sind.
Zeit nehmen, wenn es möglich ist.
Herausfinden was mir wichtig ist.
Siehst du, dass ich hier seit Tagen wie ein Blatt am Fenster kleb?
Wollte dir noch so viel sagen, jetzt ist es viel zu früh zu spät
Weil die Zeit dich dann verlässt, wenn du sie am meisten brauchst
Und jetzt hänge ich hier fest, wo fang ich an, wer fängt mich auf?Du würdest mich jetzt trösten, sagen “Hab jetzt keine Angst”
Denn du liebst, solang du lebst und du lebst, solang du kannst
Wenn ich euch eines wünschen könnte, dann dass ihr alle euch entspannt
Und wenn das hier mein Lied ist, dann will ich, dass ihr tanztDu warst eine Lebensweise, alles andre als normal
Hast mit deinem großen Lächeln alle Zweifel weggestrahlt
Und in deinen letzten Zeilen, da steht in allerschönster Schrift
Ihr dürft lachen, ihr dürft weinen, aber jammern dürft ihr nichtKannst du das sehen, wie wir uns vor dir verneigen?
Die Bäume streuen Konfetti und klatschen mit den Zweigen
Du musstest früher gehen, aber was berührt, das bleibtKannst du das hören, wie die Wunder dich beschreiben?
Niemand hat so laut gelacht, niemand wird je lauter schweigen
Deine Stille füllt den Raum, doch dein Platz bleibt immer freiUnd wie du dich gefreut hast, mit den Blumen in der Hand
Du hast beflügelt, hast begeistert, du hast Menschen eingefangen
Du hast auf wackeligen Beinen noch gesungen und getanzt
Wenn du geweint hast, dann vor Freude, dir ist das Lachen nie vergangenWarst schon zur Dämmerung am Zwitschern, mit dir ging die Sonne auf
Du warst und bist und bleibst für immer unserer Zeit voraus
Warst nicht zu bremsen, nicht zu fassen, hast alles auf den Kopf gestellt
Die Welt war für dich ein Wunder und du ein Wunder für die WeltKannst du das hören, wie die Wunder dich beschreiben?
Niemand hat so laut gelacht, niemand wird je lauter schweigen
Deine Stille füllt den Raum, doch dein Platz bleibt immer freiKannst du das sehen, wie wir uns vor dir verneigen?
Die Bäume streuen Konfetti und klatschen mit den Zweigen
Du musstest früher gehen, aber was berührt, das bleibtKannst du das hören, wie die Wunder dich beschreiben?
Niemand hat so laut gelacht, niemand wird je lauter schweigen
Deine Stille füllt den Raum, doch dein Platz bleibt immer freiKannst du das spüren, wie wir lernen zu verstehen?
Wir nehmen alle Kraft zusammen und wir lassen dich jetzt gehen
Unsre Tränen werden Medaillen und unsre Trauer DankbarkeitKannst du das sehen, wie wir uns vor dir verneigen?
Die Bäume streuen Konfetti und klatschen mit den Zweigen
Du musstest früher gehen, aber was berührt, das bleibt
Songtext: Konfetti (Enno Bunger)