Nachdem ich in den letzten Tagen wirklich viel mit mir beschäftigt war, geht es mir heute besser. Kennt ihr ja oder? Ihr habt Kraft und dann kann man auch besser auf andere eingehen. So war es für heute selbstverständlich, dass die Wutanfälle begleitet werden können – denn auch für unsere Kinder hat sich alles geändert. Die Struktur und der Rhythmus sind weggefallen. Es sind eben keine Ferien, auch wenn es sich so anfühlt. Nicht nur bei uns Erwachsenen geht alles drunter und drüber. Unsere innere Anspannung und auch die Ängste beschäftigen zum Alltag so sehr, dass man leicht vergessen kann, dass es auch für unsere Kinder eine komplett neue ungewohnte und auch ungewollte Situation ist. Mir wurde unter anderem bewusst, als Junior im Fernseh sah, dass die Politiker wichtige Dinge besprechen und er sagte: „Warum dürfen die sich noch treffen, auch mit Abstand und wir niemanden mehr?“
Es fällt so viel weg:
- Abläufe, Rituale
- Treffen mit Freunden
- Schnell beim Nachbarn Klingeln
- Musikschule oder Sportverein
- sich austauschen – plötzlich haben die Kinder nur noch uns, um sich zu unterhalten.
Es ist viel (zu viel) von uns verlangt. Neuer Alltag, Kinderbetreuung 24/7, Homeschooling oder Kinderbeschäftigung, Arbeit, Homeoffice, Existenzängste und das alles neben unseren Ängsten und der Unbeständigkeit. Auch uns fehlt der Austausch und vor allen Dingen das Dorf.
Ich denke es ist für uns alle ganz besonders anstrengend, da wir auch in dieser Ungewissheit leben. Niemand kann uns sagen war in 2 Tagen, in 2 Wochen oder gar in 2 Monaten ist. Niemand weiß, wohin diese Reise geht. Niemand kann uns eine Sicherheit geben, um uns zu beruhigen. All diese Ängste, diese Ungewissheit auf so vielen Ebenen macht etwas mit uns. Wir können das nicht einfach hinunter schlucken, oder ausblenden. Für einen Moment vielleicht aber nicht für lange. Dabei sind wir doch die Eltern, die in Kinderaugen auf so vieles Antworten haben. Die Sicherheit, Schutz und Stärke vermitteln. Und es sind wir Eltern, die gerade schwimmen. Es fällt uns schwer der Anker zu sein, der sicher im Hafen liegt.
Nach dem ersten Schock, können wir es aber vielleicht annehmen – denn ändern können wir es im Moment nicht. Nicole Staudinger meint in ihrem Buch: auch diese Zeit ist Lebenszeit. Wir leben jetzt und auch dieser Tag und diese Woche kommt nicht zurück. Ich kann ihr nur zustimmen. Wir können versuchen das Beste daraus zu machen. Wir dürfen Eis essen, Wein trinken, wir dürfen weinen und schreien und dann können wir vielleicht unseren Blick für den Moment auf das Kind richten. Es in den Arm nehmen und ihn in seinem neuen Alltag begleiten. Einfach ist das nicht.
Aber gemeinsam können wir es schaffen.
Ich habe die größte Hochachtung für allen Alleinerziehenden, vor allen Eltern mit mehreren (Schul) Kindern zu Hause. Vor allen die Arbeiten gehen und ihre Kinder in die Kinderbetreuung geben müssen. Vor allen die diesen neuen Alltag irgendwie wuppen – weil es sein muss. Weil wir keine Alternative haben. Weil es nicht anders geht. Vor dir und vor dir.
Deine