Bücherwoche: Planet Willi

Erstellt am 26. Juni 2016

Nach der ersten erfolgreichen Bücherwoche im März, starte ich in die zweite Runde. In dieser Woche geht es in erster Linie (aber nicht ausschließlich) um Kinderbücher. Denn Kinderbücher prägen die Sichtweisen von Kindern. Was ein Kind in einem Buch schon einmal gesehen hat, wird es später nicht als besonderes oder anders wahrnehmen sondern, schlichtweg mit dem Buch in Verbindung bringen.

Planet Willi von Birte Müller 

„Planet Willi ist mir sehr wichtig, da Willi nichts leisten muss, für sein Existenzrecht auf der Erde. In vielen Büchern läuft es ja so nach dem Motto: er ist zwar anders, aber dafür kann er ganz toll dieses oder jenes oder ist immer lieb und glücklich oder so!“ Diese Zitat stammt von Birte Müller, der Autorin des Kinderbuches Planet Willi aus dem Klett – Verlag.

 

Brite Müller erzählt in diesem wundervollen Bilderbuch von ihrem Leben mit ihrem Sohn Willy, der mit dem Down-Syndrom zur Welt kam.

Der Anfang des Buches mag schockieren. Denn Willi, kommt von einem anderen Planeten. Er wird auch als Außerirdischer bezeichnet. Manche Menschen mag das abschrecken. Mit diesem Begriff wird versucht die „Andersartigkeit“  von Willi zu erklären. Auch wenn dieser Begriff abschreckend wirkt, er ist der Start ins Buch. Und dort zeigt sich so viel.

Schon auf der ersten Seite kann man den Satz lesen:

Willi konnte vieles nicht, was sonst alle Babys können….Doch dann merkten seine Eltern, dass Willi gar nichts können oder tun musste: Sie liebten ihn einfach so! Das war das schönste Gefühl, das sie jemals hatten.

 

Mit dem Begriff des Außerirdischen oder vom anderen Planeten stammend, kann der Alltag in kindlichen Worten erklärt werden. Und es wird die unterschiedliche Wahrnehmung zwischen dem was Willi als „Normal“ ansieht und dem was andere als „normal“ ansehen, gekonnt auf den Punkt gebracht.

denn die eigentliche Grundfrage ist, was ist denn normal? Jeder hat einen anderen Blickwinkel und andere Schwerpunkte. Ich habe andere als, du.  Und du hast wahrscheinlich andere als Willi.

Ich weiß, dass  es immer öfters die Diskussion aufkommt, was ein gutes Kinderbuch ausmacht. Gerade im Bezug auf Behinderungen. Nicht die Unterscheide sollen im Vordergrund stehen, sondern die Gemeinsamkeiten. Das ist ein guter Ansatz und es wäre toll, wenn sich der Markt mit vielen solchen füllt. Dennoch halte ich auch dieses Buch für sehr gelungen, auch wenn es Unterschiede darstellt.

Denn genau darum geht es: Nur weil ein Mensch anderes ist, ihm andere Dinge wichtig sind, ist er dennoch ein Mensch. Man muss nicht immer zwingend die Gemeinsamkeiten darstellen, denn manchmal reicht es auch, auf die Unterschiede hinzuweisen und dadurch, selbst noch einmal nachzudenken.

Was bedeutet anders sein? Wer entscheidet was anders ist? Ich finde das Buch aus diesem Grund sehr gut, weil einfach jeder so sein darf, wie er ist! Das ist Inklusion.

Planet Willi lädt dazu sein, sich sein eigenes Verhalten vor Augen zu halten und die Welt einmal mit Willis Augen zu sehen. Gleichzeitig bietet es viele Gesprächanreize mit den Kindern. Es wird deutlich, wie liebenswert Willi ist. Genau wie jedes andere Kind.

Die Illustrationen – links unter dem Texte schwarz weiß und mit wenigen Strichen – rechts in einer farbenfrohen lebendigen Collage, in der man immer wieder Neues entdecken kann – finde ich sehr gelungen. Das Buch gibt sehr viele Denkanstöße nicht nur für Kinder auf ganz verschiedene Ebenen.

 

 

*Das Buch wurde mir vom Klett – Kinderbuchverlag zur Verfügung gestellt

wheelymum

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