Bücherliebe

Erstellt am 13. August 2016

Im Garten liegen, selbstgemachte Limonade in der Hand und ein gutes Buch. Hört sich nach Bullerbü an? Ja, und das ist gut so. Denn genau in solchen Momenten vergesse ich den Alltag um mich herum. Junior spielt und tobt, ich kann ihn beobachten oder mich in einem guten Buch versenken. Das ist der Sommer für mich. Das sind die Momente in meinem Leben die ich voll und ganz auskoste und für die ich so unendlich dankbar bin. Nach der Krankheitswelle und den herbstlichen Regentagen, hoffe ich darauf, dass ich an diesem Wochenende wieder lesen kann. In den vergangenen Wochen lagen auf meinem Büchertisch,  Bücher die ich Euch gerne vorstellen möchte, auch wenn sie inhaltlich überhaupt nichts mit Bullerbü zu tun haben.

*Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens

 

Kate Gross hat ein Buch geschrieben, welches unter die Haut geht. Mit 34 Jahren bekommt sie die Diagnose Darmkrebs. Überleben ausgeschlossen. Kate beschreibt in einer beeindruckenden Art über ihr Leben, ihre Familie mit den 3 jährigen Zwillingen und „einem Zellhaufen außer Kontrolle, der sie umbringen wird“

Sofort nach der Diagnose beginnt sie dieses Buch zu schreiben. Sie beschreibt dies in wenigen, aber eindrucksvollen Worten:

Als ich mit dem Tippen begann, sprudelten die Wörter nur so aus mir heraus ,….so fleißig, wie sich derweil die bösen Zellen in meinem Inneren vermehren. Alles, was ich aufgeschrieben habe, ist ein Geschenk an mich selbst. …. Es soll aber auch ein Geschenk an diejenigen sein, die ich liebe….“

Was folgt sind 10 Kapitel in denen Kate ihr Leben beschreibt. Eigenschaften und Begebenheiten die sie zu der Frau gemacht haben, die sie war. Man lernt in diesem Buch Kate kennen, man lernt sie lieben mit ihrer herzerfrischenden komischen und gleichzeitig sehr berührenden Art. Sie lehrt sanft und ohne erhobenen Zeigefingern, jede Sekunde des Lebens zu schätzen. Es sind nicht nur Abschiedbriefe für Kinder, es ist eine Homage an das Leben. Und das ist für uns alle etwas, was wir uns Tag für Tag, in Erinnerung rufen können.

 

Ein kleines Büchlein das durch und durch geht
Meinen Hass bekommt ihr nicht: „Freitag Abend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes, aber meinen Hass bekommt ihr nicht.“

 

»Hallo, alles gut? Seid ihr zu Hause?«
Ich möchte nicht gestört werden. Ich hasse diese nichtssagenden SMS. Keine Antwort.
»Alles in Ordnung?«
»…«
»Seid ihr in Sicherheit?«
Was soll das heißen, »in Sicherheit«? Ich lege das Buch weg und haste auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer. Ich darf das Baby nicht wecken. Ich greife nach der Fernbedienung, die Horrorkiste braucht irrsinnig lange, bis sie endlich an ist. Attentat im Stade de France.

Auszug aus „Meinen Hass bekommt ihr nicht“

Antoine ist zu Hause bei seinem 17 Monate altem Sohn, als ihn diese SMS erreicht. Seine Frau mit einem Freund im Batacalan feiern ist. Es ist der 13. November 2015. Mit dieser SMS verändert sich das Leben von Antoine grundlegend. Seine Frau wird nie mehr wiederkommen. Sie ist tot. Umgebracht von den Attentätern von Paris.

Er beschreibt beeindruckend – 13 Tage – Tag für Tag wie er diese erlebt, wie sein Sohn die einzige Zeitangabe ist, die noch zählt. Wie er mit sich selbst kämpft und gleichzeitig versucht für seinen Sohn dazu sein. Antoine hat seine Gedanken ursprünglich in einer Art Tagebuch aufgeschrieben für sich privat, genau in dieser Zeit. Nicht im Nachhinein.

Es ist ein sehr trauriges und auch schweres Buch, denn man fühlt die Trauer des Mannes um seine über alles geliebte Frau. Doch nicht nur Trauer ist in diesem Buch ein Thema:

Als ihm die öffentliche Hetze zu viel wird, schreibt er einen Eintrag auf Facebook, der um die Welt geht.


“ Meinen Hass bekommt ihr nicht und auch nicht den meines Sohnes „. Damit entzieht er den Terroristen ihre Genugtuung, denn der Hass der Menschen soll weiter geschürt werden und die Angst die Gesellschaft lähmen. Antoine, als direkt Betroffener  versucht sein Leben weiter zu leben und seinem Sohn, trotz des großen Verlustes, ein Leben ohne seine Mutter zu ermöglichen und dabei das Lachen nicht zu vergessen. Diese Haltung ringt mir großen Respekt ab.
Das Buch ist relativ dünn, aber es bedarf auch gar nicht vieler Worte. Es waren nur 140 Seiten, 140 Seiten die mich nicht los gelassen haben. Ich klebte an den Seiten und konnte, diese kleine Lektüre nicht mehr aus der Hand legen.

 

 

Jetzt muss ich leider einen harten Bruch machen, aber es geht auch in diesem letzten Buch um Menschen. Um andere Menschen, dass wir häufig die Angst vor dem Unbekannten haben.

Zum Abschluss noch ein Buch, bei dem ich herzhaft lachen musste.

Hausbesuche: Wie ich mit 200 Kuchen meine Nachbarschaft eroberte

Ein Buch nach einer wahren Begebenheit, welches an so vielen Vorurteilen und Rollenklischees herangeht, auf eine herzerfrischende Art.

Stephanie lebt mit ihrem Musiker – Freund in Berlin und wurde gerade Mama. Der Kiez ist voller Vorurteile und jeder meint, seine Nachbarn sind irgendwie komisch. Stephanie ist Mama und überlegt sich, was sie mit ihrer kleinen Tochter den ganzen Tag machen soll. Sie möchte etwas erleben. Und so macht sie sich auf und möchte wissen, wer genau in ihrer Nähe wohnt. Sie startet ein Projekt: „200 Kuchen in 200 Tagen bei 200 Nachbarn.“

Sie klingelt und lädt sich mit frischem selbst gebackenem Kuchen und Teilchen (Rezepte inklusive) bei ihren Nachbarn ein. Sie lernt viele neue Menschen kennen, erfährt Lebensgeschichten und absurde Gründe warum man sie nicht in die Wohnung lässt. Sie beginnt einen Blog zu schreiben um ihre Erfahrungen festzuhalten.

 

Stephanie schreibt frisch, herzlich, offen, selbstkritisch und immer ehrlich über ihre Erfahrungen. Ganz unabhängig von diesem Schreibstil, den ich sehr liebe, gefällt mir die Idee dahinter sehr gut.

Es werden  nicht nur Vorurteile ablegt, sondern sie lernt die Menschen in ihrer direkten Umgebung kennen, und gewinnt Freunde. Was anfangs nach einer abgefahrenen Idee klingt, wird mit der Zeit ein fabelhaftes Projekt.Gleichzeitig vermittelt es uns die Botschaft, einander anzusehen und nicht nebeneinander herzugehen. Etwas mehr Interesse an unseren Mitmenschen schadet niemanden und kann die Welt zu einem besseren Ort machen.

 

*Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens

 

wheelymum

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