In meiner Trauerbegleitung habe ich diese schöne Geschichte für den November geschenkt bekommen, die ich so gerne mit euch teilen möchte.
Ansprache einer Kerze im Herbst
Du hast mich angezündet und schaust besinnlich, versonnen, nachdenklich in mein Licht.
Vielleicht steigt Freude in dir auf, Wohlbefinden. Du fühlst dich geborgen.
Du kannst mich auch ohne Worte gut verstehen, denn mein Licht Bedarf keiner Sprache. Und dennoch möchte ich dir etwas sagen, einen Gedanken der dir gewiss nicht neu ist:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche in eurem Leben ist für euch unsichtbar.“
Du kannst kluge Worte sprechen, wichtige Konferenzen halten, Sitzungen, bei denen viel diskutiert, manchmal auch gestritten wird,
aber es kann dennoch dunkel bleiben um dich, weil das Licht fehlt. Das Licht, das dir Wärme schenkt.
Ein Licht das dir ein gütiges Verstehen schenkt und Friede vermittelt. Ein Licht das eure Zusammensein mit Freude erfüllt.
Ich jedenfalls freue mich, dass ich brennen darf. Danke, dass du mich angezündet hast.
Wenn ich nicht brennen würde, läge ich in einer Schublade und mein Dasein hätte überhaupt
keinen Sinn. Ich läge nur herum.
Aber nun brenne ich, verbreite Licht und Wärme. Mein Leben ist schön und sinnvoll. Die
Menschen freuen sich an mir. Ich schenke ihnen Geborgenheit.
Mir scheint, du sinnst über etwas nach. Das ist gut so. Du spürst mein Leuchten, und ich sehe
es als Widerschein in deinem Gesicht.
Seit ich brenne, bin ich schon etwas kürzer geworden. Ja, ich kann mir schon ausrechnen,
wann ich ganz klein bin, wann mein Licht erlischt.
Das ist einfach so: Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder bleibe ich unversehrt in der
Schublade liegen und keiner beachtet mich. Oder ich brenne und hauche nach einer Weile mein Leben aus.
Wenn ich dir Licht und Wärme schenke, weiß ich, wofür ich da bin. Dann muss ich mich aber
selber schenken, ganz. Ich bin bereit dazu. Es ist schöner zu leuchten, als sinnlos und kalt
mein Dasein in einer Schublade zu ertragen.
So ist das auch mit dir. Entweder bleibst du für dich, untätig, dann geschieht dir nichts. Aber
dann weißt Du auch nicht, warum Du da bist, warum du über diese Erde gehst.
Wenn du aber Licht und Wärme ausstrahlst, dann lebst du nicht vergebens. Bist Du bereit,
dich selbst zu schenken, für die anderen da zu sein? Gib ihnen von deinem Licht, von deiner
Freude, von deinem Lachen, von deiner Treue, von deinem Fröhlichsein.
Gib‘ aber auch von deiner Traurigkeit, deinem Verzagen, deinen Grenzen und Sehnsüchten.
Schließe nichts aus. Hab’ keine Angst, dass du niederbrennst. Das ist nur äußerlich. Dein
inneres Licht wird immer heller und wärmer, du zündest viele andere Lichter an. In der Welt
wird es dann immer heller und wärmer. Dafür lohnt es sich doch, sich selbst ganz zu
verzehren.
Und allen nacheinander wird am Ende die strahlende Helle des Himmels geschenkt. Wir
werden glücklich sein für immer.
Schau oft in das Licht einer Kerze und begreife das Geheimnis ihrer Flamme. Sie vermag
sogar eine gebrochene Stelle der Kerze durch das schmelzende Wachs zu heilen.
Dasein für andere, das heilt unsere Seele. Es schenkt mir und anderen Glück und
Geborgenheit und am Ende das Ausruhen und die Freude im ewigen Licht.
Es ist ganz klar, dass ein einziges Licht, eine einzige Kerze, die brennt, weit mehr ist, als alle Dunkelheit.
Und dass es viel wirkungsvoller ist, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Deswegen möchte ich, die kleine Kerze, dir Mut machen:
„Gib mein Licht weiter, geh und entzünde die Welt.“
*Leider steht kein Verfasser darauf, auch im Internet habe ich nicht die eine Quelle gefunden
Und falls ihr selbst Licht verschenken wollt, wie wäre es mit Bienenwachskerzen drehen* oder den kleine Organgenkerzen.
Eure