Ich bin erschrocken. Ganz ehrlich. Die letzten Wochen hat mir knallhart gezeigt, wie wenig Vertrauen wir in unsere Kinder haben, wie wenig wir ihre Meinung ernst nehmen und sie darin bestärken für diese einzustehen. Hier zeigt sich ein gravierender Unterscheid, zwischen dem Umfeld und der Online – Blase.
Was war geschehen?
Junior bekam in den Sommerferien einen Brief von seiner Klassenlehrerin, die darin schreibt, dass sie sich auf ihn und seine Klasse freut. In den folgenden Tagen stellte sich heraus, dass er das einzigste Kind aus seiner Kindergartengruppe ist, welches in eine andere Klassen kommen wird. 9 von 10 Kindern sind zusammen und er wird alleine sein.
Es gab ein Gespräch mit der Schule, auf welcher Grundlage diese Entscheidung getroffen wurde und ob man daran noch etwas ändern könnte – das sei organisatorisch aber nicht möglich.
Es folgten anstrengende Tage und Wochen bei uns zu Hause.
Ein paar Tage später bekamen wir Besuch von seiner Freundin. Diese weinte bei uns und sagte, wie gemein das ist, dass Junior alleine in einer anderen Klasse sei. Wir unterhielten uns ein wenig und sie beruhigte sich wieder. Dann fragte sie mich, ob ich nicht einmal mit der Schule sprechen könnte. Ich sagte ihr, dass wir das bereits getan haben, es aber nichts an der Situation änderte.
Und dann sagte dieses kleine Mädchen, mit 6 Jahren, mit einem Leuchten in den Augen:
Dann müssen das einfach wir Kinder versuchen. Wenn wir alle, Juniors Freunde aus der Kindergartengruppe, sagen, dass er doch zu uns gehört, vielleicht klappt es ja dann.
Nun bekam ich Tränen in die Augen. In dieser Aussage steckte so viel: Mut, Ideenreichtum, den Willen die Welt zu verändern, Freundschaft, Vertrauen, der Glaube an sich selbst und das Gefühl, meine Meinung ist etwas Wert.
Und jetzt kommen wir zum eigentlichen Punkt dieses Beitrages:
Nichts ist passiert.
Mir geht es nicht darum, dass Junior in der anderen Klasse ist.
Nein, mir geht es darum, dass dieses Mädchen, weitere Freunde mit ihrer Idee angesteckt hat, die Kinder das Gefühl hatten, sie können etwas versuchen.
Aber sie wurden nicht ernst genommen. Von den Erwachsenen, von denen sie Unterstützung erwartet haben. Sie wurden belächelt, beschwichtigt, es kamen Aussagen wie:
„ Das ist ja süß, aber das können wir nicht machen.“
„ Ich habe es dir doch erklärt, er ist in der Klasse neben dir“
„ So einfach ist das nicht, die Entscheidung ist gefallen“
„ Na, die Schule wird sich bedanken, wenn die Kinder schon rein reden.“
Das hat mich getroffen. Seit 6 Jahren versuchen wir Junior beizubringen, für sich selbst und seine Meinung einzustehen. Ich möchte ihm mit auf seinen Lebensweg geben, dass man Dinge verändern kann, eine Meinung haben darf. Nicht nur ich und wir, auch im Kindergarten war das immer wieder Thema. Bringt euch ein, sagt eure Meinung – auch wenn sich nicht immer alles danach richten wird.
Ja, wahrscheinlich hätte es nichts verändert, wenn die Kinder so etwas gesagt hätten. Aber sie hätten es versucht und man hätte ihren Mut und Meinung nicht gleich als unwichtig abgetan. Unsere Kinder sind stark, sie haben eine Meinung. Aber wir müssen ihnen zuhören und etwas zu trauen, damit sie gehört werden können.
Eure
Du liebe,
gleiches hatte unser Sohn mit seiner Klasse wegen der Lieblingslehrerin versucht – sie haben Unterschriften gesammelt, bei der Rektorin vorgesprochen und sogar einen Brief ans Kultusministerium geschrieben, damit sie weiterhin die Klassenlehrerin bleibt.
Das half nichts, sie wurde trotzdem einer anderen Schule zugeteilt (das war das letze Jahr ihrer Ausbildung) – aber die Kinder wurden von der Rektorin gelobt für ihren Einsatz.
Das fand ich gut und wichtig 🙏🏻
Ich drücke euch die Daumen!!
Die Kids sehen sich sicherlich auch auf dem Schulhof oder bei gemeinsamen Ausflügen mit der Parallelklasse – doof ist es allemal 😬
Liebe Beate, ja die Situation ist doof. Das stimmt und wir haben hier gerade harte Zeiten deswegen. Kinder sind flexibel und es wird auch hoffentlich alles werden – in diesem Beitrag ist das gar nicht mein Thema (das kommt noch)
Es ist wie du schreibst:
Sie haben es versucht. Und genau dieser Versuch, dieser Mut und Einsatz wurde hier im Keim erstickt. es tut mir leid, dass eure Kinder keinen Erfolg hatten, aber die Worte der Rektorin sind wichtig und gut. Wenn wir dieses “(ver)änderen wollen” schon am Ansatz, zu Nichte machen, dann macht mich das traurig. Wir dürfen unseren Kindern etwas zu trauen und ihnen Mut machen
Ich finde es richtig und wichtig, dass unsere Kinder für ihre Meinung einstehen und dabei ernst genommen werden. Nur so lernen sie, dass sich das lohnt.
Ich finde es immer wieder schade, dass Kinder so wenig gehört werden. Auch wenn sie etwas nicht möchten zum Beispiel. Wenn ich meine Nichte frage, ob ich ihr einen Kuss geben darf und sie sagt Nein, ist das ok. Ich „überrede“ sie dann auch nicht.
Ich hoffe, das kann ich bei meinem Kind auch so umsetzen, wie ich es möchte 😅
<3