Das Buch Bindung ohne Burnout* ist für alle Eltern. Es zeigt wie anstrengend und herausfordernd Eltern sein, sein kann. Es macht aber auch Mut und zeigt wie viel eine gute Bindung aushalten kann und das niemand perfekt sein muss. Es ist treffend – on point,. Null belehrend oder dogmatisch und gleichzeitig nicht banal oder allgemein. Tiefgründig werden viele unterschiedliche Aspekte am Elternsein angesprochen und unsagbar wohlwollend beschreiben.
Wir alle haben unterschiedliche Möglichkeiten und Ressourcen und dann nochmal unterschiedliche Möglichkeiten diese Ressourcen aufzufüllen. Das ist ok. Wir sind gut so wie wir sind. Jede Familie ist anders. Wir sind alle auf dem Weg unsere Kinder zu begleiten.
Kapitel 5 und der Abschied vom Bindungs – Perfektionismus haben mich gechacht.
Wir Eltern müssen nicht alles können. Wir dürfen abgeben und aufteilen und was sicherer Hafen wirklich bedeutet – dazu gibt es 15 Bindungsbooster.
In Kapitel 7 geht es um Glaubenssätze. Die Glaubenssätze zu überdenken ist auch kein neues Thema, aber die Anregungen lassen sich super umsetzten. In diesem Kapitel geht es aber nicht nur um alte Glaubenssätze die wir selbst aus unserer Kindheit mit in uns tragen, sondern in erster Linie um Glaubenssätze aus der Bindungsorientierten Elternschaft. Auch wenn es hierfür keine allgemeine anerkannte Definition gibt, festigten sich viele Sätze gerade in den letzten 15 Jahren. Hierbei findet man auch einen kleinen Einblick das Konzept des Ehepaar Sears Attachment Parenting.
„Für eine sichere Bindung ist nahezu alles, was derzeit mit bildungsorientierter Elternschaft verbunden wird, komplett unnötig“
S. 109
In Kapitel 8 habe ich beim lesen so viel Anerkennung und Wertschätzung erfahren, für das was ich (und wir) jeden Tag leisten, das tat so gut, wie eine warme Dusche. Moralisch neutral – diesen Begriff prägt Nora auch auf Instagram immer wieder und es nimmt so viel Druck aus manchen Situationen, in denen ich mich als Mama selbst sonst unter (eigenen) Druck setzten lasse. Moralisch neutral erfordert auch keine Rechtfertigung, in die ich sonst viel zu oft selbst immer wieder komme.
Im 9. Kapitel geht es um die Klimakrise und es gibt eine kurze Abhandlung zum Thema Moral – Typisch Nora schafft sie es komplexe Theorien von Kant und Aristoteles konkret zu machen. Gerade im Bereich der Klimakirse haben wir oft Dauer – Schuldgefühle. Die Welt retten und dabei gute Eltern sein, ist wahrscheinlich nicht immer in vollem Ausmaß möglich:
“Mittlerweile wird mir auch immer klarer: Primär ist es gar nicht der Anspruch, nachhaltig zu lebenm der mich stresst. Eigentlich ist es nur, dass ich versuche nachhaltig zu leben, während ich kleine Kinder habe” – Christine Eigenbrodt
S.136
Es geht in diesem Buch nie um Wertung – sondern darum wie wir uns mit unseren Themen und moralischen Prinzipien einen Alltag schaffen können, indem wir nicht permanent über unsere Kräfte gehen.
Das 13. Kapitel hat mich nochmal richtig berührt – Erfahrungsberichte von Jungendlichen und jungen Erwachsenen die in Familien groß wurden, bei denen auf Liebe und Zugenadheit gesetzt wurde, machen deutlich, dass es einen Unterschied macht, wie wir mit unseren Kindern umgehen. Für sie – für uns – für die Zukunft
Ein Satz im Buch geht jedoch nun seit dem Lesen mit mir um:
„Kinder denen es gut geht, haben Eltern, denen es gut geht“
Ich kann verstehen und nachvollziehen, wie dieser Satz – gerade im Kontext des Buches gemeint ist. Er mag uns Eltern ermutigen auf unsere Bedürfnisse zu schauen und uns nicht aufzuopfern.
Gleichzeitig hallt er aber auch bei mir, als Mama mit Behinderung und Krankheit stark nach. Denn nicht immer geht es mir gut. Das dürfen und sollen meine Kinder sehen. In diesen Tagen bin ich manchmal strenger – manchmal sage ich aber auch öfters ja – das ist situationsbedingt.
Wenn es den Kindern in diesen Phasen auch nicht gut geht, ist das dann meine Schuld?
Ein Satz der entlastend wirken soll, triggert mich persönlich stark. Denn auch wenn es mir nicht gut, kann es den Kindern gut gehen – ich hoffe sehr, dass dies viel öfters der Fall ist, als anders herum. Ich möchte nicht mit meinem Befinden für das der Kinder verantwortlich sein.
Authentizität ist hier wichtig und sein können. Das muss ich aber für mich in meinem Kontext verarbeiten.
Dennoch möchte ich das Buch uneingeschränkt weiter empfehlen.
Dieses Buch ist kein Buch expliziert für die Kleinkindzeit. Es ist ein Buch für alle die Kinder haben, egal in welcher Altersgruppe. Es ist ein Buch und keine Therapie. Es kann sicherlich nicht alle Probleme lösen oder Krankheiten heilen, aber es gibt Impulse und Strategien, die einen unterstützen können, im Alltag nicht völlig auszubrennen.
Eure
Jemand den ich sehr schätze sagt: “Sei zufrieden damit, dass du unzufrieden bist”….
Danke für diesen Impuls. Ich denke da schon eine Weile darauf herum.