Wir sind es gewohnt, Dinge zu messen: Temperatur, Gewicht, Luftdruck. Dafür gibt’s Thermometer, Waagen, Messgeräte aller Art. Aber wie misst man eigentlich Gefühle?
Ich kenne die Gefühlsampel für Kinder und schätze diese sehr. Doch je älter die Kinder werden, umso unpassender ist diese Möglichkeit. Aber die Frage bleibt: Wie viel Angst, Schmerz oder Traurigkeit spürt man gerade Oder wie gut der Tag gerade ist?
Die Antwort ist überraschend einfach – und kommt ohne Technik aus: mit einer Skala von 0 bis 10. Die Gefühlsskala – ein inneres Thermometer D<Hier lobe ich mir wieder meine Ergotherapie: Wir hatten folgende Übung:
Du stellst dir eine Skala vor, auf der du deine Gefühle einordnen kannst. 0 steht für „alles gut“ – keine Schmerzen, keine Angst, gute Stimmung. 10 steht für „ganz schlimm“ – viel Stress, Schmerz, Angst oder Überforderung. Diese Skala hilft dir, das, was du gerade fühlst, besser einzuordnen. Sie macht das Unsichtbare greifbar. Einfach anwenden – jederzeit Du brauchst nichts weiter als ein paar Minuten Zeit und Ehrlichkeit dir selbst gegenüber. Stell dir z. B. die Frage: „Wie geht’s mir gerade – auf einer Skala von 0 bis 10?“
Du wirst überrascht sein, wie klar dein Körper oft antwortet. Vielleicht ist es heute eine 3 – ein bisschen müde, aber alles im Rahmen. Oder eine 7, weil du gestresst bist. Das Spannende: Du bekommst mit, dass sich dein Zustand verändert. Gefühle sind nicht konstant – und das zu beobachten, nimmt oft schon etwas Druck.
Farbbereiche schaffen Orientierung Eine besonders hilfreiche Ergänzung ist die Einteilung in Farbbereiche:
- Grün (0–3): Alles okay – du fühlst dich wohl, bist in Balance.
- Gelb (4–6): Aufpassen – vielleicht brauchst du eine Pause, eine kleine Auszeit oder Hilfe.
- Rot (7–10): Notfallbereich – hier brauchst du Unterstützung oder eine bewusste Veränderung.
So wird die Skala zu einem echten Frühwarnsystem für dich selbst oder für dein Kind.
Eine einfache praktische Übung kann ein Stimmungstagebuch mit Farben sein
Male dir für jeden Tag drei Felder (z. B. morgens, mittags, abends).
• Trage die Zahl ein, die zu deiner Stimmung passt.
• Verwende Farben (grün, gelb, rot), um die Übersicht leichter zu machen.
Am Ende der Woche kannst du nach Mustern suchen:
Gab es mehr rote oder mehr grüne Felder? Was war an den guten Tagen anders?
Warum das sinnvoll ist Diese Methode ist simpel, aber wirkungsvoll: Sie stärkt die Selbstwahrnehmung, hilft bei der Selbstregulation und macht Gefühle kommunizierbar – gerade für Kinder, die ihre Emotionen oft schwer in Worte fassen können. Und sie wirkt: Wer früh erkennt, wann etwas kippt, kann rechtzeitig handeln. Nicht erst dann, wenn’s schon zu viel ist.
