Ein Kopf voll Gold – Neurodivergenz wahrnehmen und schätzen

“Ein Kopf voll Gold”

wie sehr kann einen ein Buchtitel abholen? Wie positiv kann etwas formuliert werden, das noch immer ein diffuser und manchmal auch negativ besetzter Begriff in den Köpfen von vielen Menschen ist.

Saskia Niechzial, vielen bekannt als Liniert kariert, hat ein Buch über neurodivergente Kinder geschrieben. Darüber was sie brauchen und wie wir sie stärken könnn, dass wir mit en. Sie hat das Buch aber auch für uns Eltern und für Pädagogen geschrieben. Für den Umgang mit den Kindern, den Besonderheiten und den Blick auf all das. Saskia schreibt als neurodivergente Person, die sie selbst ist. Als Mama von neurodivergenten Kindern und als Lehrkraft mit neurodivergenten Kindern in der Schule.

Eine Fülle als Rollen und Erfahrungen. Das alles ist ein großer Schatz. Eine Art Schatzkiste aus der man für sich selbst gerade das passende heraussuchen kann. Im Buch: Ein Kopf voll Gold, geht es auch um diesen Schatz. Den Schatz den alle Kinder in sich tragen. Alle Kinder. Auch neurodivergente. Dieses Wort „auch“ soll hier in keinster Weise abwertend gelesen werden. Vielmehr geht es darum, dass wir mit Wissen und Verständnis den Kindern auf Augenhöhe begegnen und uns bewusst sind, dass wir ihnen helfen können ihren eigenen Schatz zum funkeln zu bringen. Das sie wissen und erfahren, dass sie wertvoll sind. So wie sie sind.

Das dies im Alltag alles andere als einfach ist, kennen sicherlich viele Menschen die mit neurodivergenten Personen zu tun haben. In diesem Buch werden wir ein Stück weit mitgenommen in die Zeit der Diagnosestellung. All die Fragen und Unsicherheiten, die Last und die Sorgen werden nicht nur benannt, sondern erlebbar, durch die ganz persönlichen Worte.

Dieses Buch schafft es einen wertschätzenden und lösungsorientierten Blick zu vermitteln, der dazu einlädt auch mal die Sichtweise zu verändern.

Als ich mit meinem Kind endlich einen Termin zur Testung hatte und ihn darauf ansprach wollte auch er wissen, warum wir das machen. Ich frage ihn, an was er denkt, wenn ich ihm das Wort „Apfel“ sage.

Er berichtete mir ausführlich, vom Einkauf, nach welchen Kriterien er den Apfel auswählt und dass er sich dann überlegt, wo dieser gewachsen ist, wie hoch er am Baum hing usw. Gleichzeitig schluckt er, weil er spürt, dass ihm das Wasser im Mund zusammenläuft. Er erzählt weiter und kommt auf eine Situation in der er bei seiner Oma die Apfelstücke gegessen hat, bevor sie in den Kuchenteig kamen und berichtet mir am Ende, wo er auf der Eckbank saß, als es diesen Kuchen gab, welche Blumen auf dem Tisch standen und welches Lied im Radio lief.

Mein anderer Sohn sagte zum Wort Apfel: „Lecker“.

Mit diesem einfachen Beispiel haben wir erkennt wie unterschiedlich Gehirne arbeiten. Nichts davon war besser oder schlechter. Es war einfach nur unterschiedlich.

Oft wurde ich von anderen belächelt, wenn ich solche Situationen von meinem Kind erzählt habe. Das Öffnen und ansprechen war alles andere als leicht für mich. Dann wurden meine Erzählungen aber so abgetan – auch das redest du dir ein oder das ist doch nur eine Phase usw. Genau diese Punkte werden auch im Buch angesprochen. In Kapitel 5 geht es nämlich genau darum: „Was Eltern neurodegenerativer Kinder brauchen“. Alleine für dieses Kapitel würde ich mir das Buch kaufen.

Im ersten Kapitel geht es um den Blick und die Perspektive, darüber habe ich zu Beginn ja schon geschrieben. Im zweiten Kapitel wird der lange Weg zur Diagnose aufgezeigt und in Kapitel vier wird diese Diagnostik mit all ihren Vorurteilen erklärt.

In Kapitel 6 richtet sich der Blick wieder aufs Kind und was diese Kinder brauchen, bevor in Kapitel 7 der Blick intensiv in Richtung Schule geht. Hier war für mich auch besonders wertvoll, den Blick auf eine Anforderung zu lenken, die das Kind gut bewältigt hat. Sondern im nächsten Schritt weiter zu schauen, was genau kostet es ein Kind, um diese Anforderungen den Erwartungen entsprechend zu bewältigen. Was braucht es danach.

Genau diese AHA oder ACHSO oder UHH – Momente machen dieses Buch für mich so unvergleichlich. Das Buch ist nicht dazu da, um sich (Sach-) Wissen über bestimmte Diagnosen anzueignen. Es gibt ein Kapitel in dem kurz Merkmale auflistet sind, die zu bestimmten Diagnosen passen könnten, aber an sich geht es ganz viel um Verständnis, Beziehung und wertschätzende Begleitung von neurodivergenten Kindern.

 

Eure

wheelymum

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