Bücherwoche im Rahmen der Frankfurter Buchmesse.
Es ist Messezeit – in diesem Zusammenhang möchte ich ein in dieser Woche ein paar Bücher vorstellen, die mir sehr wichtig sind. Es sind Bücher die sich mit den Themen: Behinderung,, Krankheit und Vielfalt auseinander setzten und die teilweise von und für Menschen mit Behinderungen geschrieben wurden.
Heute möchte ich euch das Buch: Das Anders gehört zu mir vorstellen
In diesem Buch beschreibt Veronique Kouchev ihr Leben mit Aspergerautismus.
Ich wollte gerade schreiben, dass ich das total spannend finde – doch genau in diesem Moment ist es mir eingefallen. Das wäre ableistisch – denn das Leben von Veronique ist ihr Leben und nicht dazu da, meine Inspiration zu sein. So wähle ich eine andere Wortwahl, dass Buch ermöglicht mir einen kleinen Einblick in das Leben einer Frau Mit Asperger – Autismus. Und das finde ich großartig, denn dadurch kann ich manchen Dinge vielleicht besser nachvollziehen oder denke in Zukunft andres darüber nach. Danke dafür.
Gleichzeitig zeigt es mir auf: Wenn du einen Autist:in kennst, kennst du eine Autist:in. Nicht mehr und nicht weniger.
Veronique ist 1996 geboren und berichtet über ihre Kindheit und ihre Schulzeit, in der sie viel Ausgrenzung und Mobbing erfahren musste. Selbst nach einem Schulwechsel erneut zum Außenseiter wird. Sie spürt, dass irgendetwas an ihr anders sein muss, da sie im sozialen Kontakt immer wieder aneckt. Doch niemand scheint den wahren Grund zu erkennen. Immer wieder gerät sie in belastende Konfliktsituationen im sozialen Miteinander und wird gemobbt. Sehr eindringlich und lebendig schildert sie hier in einem Großteil des Buches, wie es ihr als Kind und Jugendliche erging. Wie viel Unverständnis sie für ihr Verhalten erfuhr und ihr auch selbst klar war, dass etwas anders ist. Doch dieses Anders schwebte wie ein dunkler Schatten über ihr. Denn eine Diagnose hat sie lange Zeit nicht. Erst mit 17 Jahren erhält sie die Diagnose: Asperger Autismus (heute: Autismus-Spektrum-Störung). Endlich hat das „Anders“ in ihr einen Namen.
„Ich habe also wirklich etwas! Es gab eine Erklärung für all das, was in meinem Leben schief lief.“ Seite 165
Während es für manche ein Stigma sein mag, so hat Veronique einen ganz anderen Blickwinkel:
„Was auch immer über Autismus gesagt wird – man kann als Autist:in selbst entscheiden, ob man Vorurteile an sich ranklässt oder nicht. Man kann akzeptieren, dass man anders ist, oder man kann versuchen an sich zu arbeiten.“
Für sie war die Diagnose eine Möglichkeit, sich selbst neu zu sehen. Sie möchte ihre Schwierigkeiten verstehen und selbst etwas dafür tun, um im Alltag besser zurechtzukommen.
Das ist machbar, aber einfach ist es nicht.
Beim Lesen spürte ich immer wieder ein tiefes Unbehagen. Wie wird hier mit Veronique umgegangen? Zwischenmenschlich, im medizinischen Bereich aber auch bei Behörden. Es zeigt mir wieder, dass Ableismus keine Einzelfälle sind und Diskriminierungen auch und gerade in strukturellen Ebenen immer wieder Thema sind.
Es wird deutlich, dass Autisten immer wieder Unverständnis, Diskriminierung und Vorurteilen ausgesetzt sein können und, dass Aufklärung, Toleranz & ein einfühlsamer Umgang hier von großer Bedeutung sind!
Für all das hat die Veronique lebendige Worte gefunden, voller Authentizität, Ehrlichkeit und Gefühl.
ISBN 97-3-95910-354-1
253 Seiten
Veronique Kouchev