Ich beschäftige mich schon lange mit dem Thema Diversity und Vielfalt im Spiel und in Kinderbüchern. Doch erst im Herbst 2024 war ich auf einem Onlineseminar zum Thema: Represantation matters und habe dort vom Tyrion Lannister Test erfahren.
Der Tyrion Test wurde von Andrew D. Pulrang in Anlehnung an den Bechdel Test entwickelt. Er untersucht die Kategorisierung Behinderung anhand der Kriterien:
- Eine Figur mit einer Behinderung,
- ein Handlungsstrang, der sich nicht um ihre Behinderung dreht,
- eine realistische Darstellung ihrer Behinderung(en),
- unterstützt andere.
Den Namen bekam der Test in Anlehnung an den kleinwüchsigen Game-of-Thrones-Charakter Tyrion Lannister. Mithilfe des Tests soll herausgefunden werden, ob die Darstellung der Person mit Behinderung gelungen ist.
„Es kann einen normalisierenden Effekt haben, wenn Behinderung öfter dargestellt wird.“
Dr. Anna Voigt
Ich denke es geht noch viel weiter, als dass es einen normalisiernenden Effekt hat. Unsere Gesellschaft ist vielschichtig und vielfältig und diese Vielfalt sollte auch in jeder Form abgebildet werden, sonst findet Diversität nicht statt. Doch zurück zum Test. Er ist nicht in erster Linie für Kinderbücher gemacht. Er gehört zu einer Reihe von Tests, die man nutzen kann um zu Überprüfen, wie gelungen es ist, Vielfalt abzubilden. Doch er ist eben „auch“ für Kinderbücher geeignet, um eine Art Checkliste zu haben. Dazu gibt es einige Fragen, wenn ihr im Internet sucht findet man einige. Die Grundaussage sind immer die selben. Für mich sind diese 9 Fragen die wichtigsten:
Tyrion-Lannister-Test
- Ist eine Figur mit einer Behinderung Teil eines wichtigen Aspekts der Handlung?
- Werden Behinderungen realistisch beschrieben, also nicht grausam überzeichnet, glorifiziert oder verniedlicht?
- Geben diese Figuren so viel, wie sie nehmen – wie aktiv sind sie?
- Wie wird die Behinderung thematisiert?
- Ist der/die Autor:in selbst behindert?
- Wird trotz oder mit Behinderung etwas gemacht?
- Wird der behinderten Person nur gegeben, oder gibt sie auch selbst etwas, was nichts mit der Behinderung zu tun hat
- Ist die Person mehr als ihre Behinderung ? Oder einfach nur „anders“, „besonders“ „krank“…..
- Wie beschreibt sich die Person selbst?
Diese Fragen könnt ihr auf alle Medien/ Kulturereignisse anwenden. Von Bilderbüchern über Belleristik zu Fernsehsereien oder Theaterstücken. Hier finde ich noch die beiden weiteren Aspekte wichtig:
- Gibt es auch eine Person mit Behinderung die nicht cis/hetro ist
- wird sie von einer realen Person mit Behinderung gespielt.
Nach diesen Kriterien wähle ich auch die neuen Kinderbücher aus, die bei uns einziehen. Es macht auch Sinn mit Kindern vorhandene Bücher zu diesen Fragen zu betrachten und dann darüber ins Gespräch zu kommen.
Auch von Seiten der Kunst und Kulturschaffenden kommt die Rückmeldung, dass die Kultur noch immer nicht die komplette Vielfalt zeigt und ganze Lebenswelten und ihre Themen nicht vor kommen.
Darstellungen sind auch 2025 noch einseitig und überholt, oft sogar diskriminierend:
„Angehörige marginalisierter Gruppen oft nur als Spiegel oder Charaktertest für die anderen Figuren oder (positiv wie negativ) auf ihre Behinderung reduziert. Behinderung oft noch als Stigmata, Bestrafung oder Charakterbild dargestellt oder als etwas das es gibt zu überwinden.“
EUTB Breisgau
Es gibt positiv Beispiele wie in den Buchrezensionen hier, im Film Shape of water oder im Theaterstück Bed of roses.
Rücken wir diese in den Vordergrund und nutzen die Möglichkeiten die wir haben.