Tränen statt Urlaub beim Roten Hahn – und dann fühle ich mich behindert

Es ist Montagmorgen 4:45 Uhr. Der erste Tag der Osterferien. Ich liege wach im Bett. In meinem Bett. Zu Hause. Eine Träne läuft mir über die Wange. Schon wieder.

Ich schließe die Augen. Unweigerlich sehe ich Bilder von Bergen vor mir. Ich höre Vögel zwitschern und kann den Schnee der an diesem Wochenende teilweise wieder gefallen ist, förmlich riechen. In meinen Gedanken höre ich Kühle muhen und sehe Fußtasper auf dem Boden. Der Duft von frischen Brötchen, frischer Kuhmilch vermischt sich mit dem Kinderlachen in meinem Kopf.

Ich öffne die Augen. Der bellende Husten meines Sohnes reist mich aus meinen Gedanken. Das Fieberthermometer neben mir. Ich rieche Erkältungsbalsam und blicke auf die Kiste mit den Medikamenten und dem Inhaliergerät.

Ja – das ist mein Montag. Das ist unser Ferienstart. Immerhin mit allen zu Hause – das war am Freitag so noch nicht abzusehen.

Am Freitag an dem wir das Auto richten wollten um damit sehr früh am Samstag morgen in den Urlaub zu fahren. 5 Tage Auszeit in Südtirol. Auf dem wunderschönen Oberhauser Hof. Mit den Vermietern hatte ich in der letzten Woche noch einen ganz vorfreudigen Austausch zu den Themen: Wetter, was packe ich ein und was können wir mit dem Rollstuhl unternehmen?

Es gibt eine barrierefreie Ferienwohnung auf dem Hof und Frühstückskörbe, die mir das Wasser im Mund zusammen laufen lassen.

Ich habe mich so auf diesen Urlaub gefreut – Ein Bauernhof in dem die Kinder mithelfen dürfen, auf dem Hof herum springen können während es unten Frühling und auf dem Berg Winter ist. Wir haben keine eigenen Tiere – Junior versorgt mit Freunden manchmal Hühner und Ziegen – aber sonst haben wir hier keine Berührungspunkte. Beide Kinder sind so tierlieb aber für mich ist das nichts. Ich kann nicht noch mehr Verantwortung tragen und noch mehr Dinge um die ich mich / wir uns kümmern müssen. Aber ein Urlaub auf dem Bauernhof, für eine gewissen Zeit dies zu ermöglichen ist eine wunderbare Möglichkeit.

Der Oberhauser Hof gehört zum Roten Hahn. Der Rote Hahn ist die Dachmarke des Südtiroler Bauernbundes. Das Ziel ist es die Bauern zu unterstützen und Gäste einen Einblick in die bäuerliche Welt einzuführen. Um Mitglied im Roten Hahn zu werden gibt es verbindliche Qualitätsstandards. Auch die vier Säulen „Urlaub auf dem Bauernhof“, “Qualitätsprodukte vom Bauern”, “Bäuerliche Schankbetriebe” und “Bäuerliches Handwerk” sind Voraussetzungen für eine Aufnahme. 

 

Unter dem Leitbild:

Wir bringen Menschen ein Stück bäuerliche Südtiroler Lebensart näher.

Quelle: Roter Hahn

sind hier 1.600 Höfen versammelt. So vielfältig und unterschiedlich, dass für jeden ein oder mehre geeignete Höfe dabei sein werden. Darunter eben auch eine Auswahl an barrierefreien Bauernhöfen.

 

Seit Jahren möchte ich diese Art des Urlaubs ausprobieren aber es ist einfach der Wurm drin. Während ich diese Zeilen schreibe, läuft mir bereits die nächste Träne aus den Augen. Dazu ist Südtirol einfach ein Paradies für Naturliebhaber und für Menschen die glutenfrei essen müssen. Bereits seit zwei Wochen kaufe ich keine neuen Nahrungsmittel mehr für Junior – weil wir ja in Südtirol einen Großeinkauf machen wollten. Es gibt hier so viel mehr Auswahl und Vielfalt, dass es gerade auch für ihn ganz besonders ist.

Ich finde es so ungerecht – auch wenn niemand etwas dafür kann. Nach diesem Winter und dass seit Dezember hier nie alle für eine Woche gesund waren, sind meine Kraftreserven einfach am Ende. Körperlich und Psychisch. Dazu so viele Entscheidungen die getroffen werden müssen und kleine und große Herausforderungen im Alltag und für die Zukunft. Ich bin ausgebrannt und sah mich – selbstverständlich etwas verklärt – Palmzweige binden, den Palmsonntagszug in Brixen erleben, Bauernhöfe besichtigen, lecker Essen und lesen. So viele Möglichkeiten etwas zu tun oder sich einfach nur treiben zu lassen.

Ja, einige von euch haben mir auf Social Media geschrieben, wir sollen es wagen und einfach trotzdem fahren. Wir haben das überlegt – aber zum einen hat uns der Arzt dringend davon abgeraten. Zum anderen haben wir eine Einweisung für die Klinik erhalten. . Das war für uns der ausschlaggebende Grund – die Fahrt konnte ich ihm auch mit Medikamenten so nicht zumuten.

Wäre es aber in Urlaub dazu gekommen, dass er in die Klinik muss, hätte der Papa ihn natürlich begleitet. Ich wäre ohne Pflege oder Assistenz aber nicht durch den Tag oder die Nacht gekommen. Ja, es ist noch ein Kind dabei – aber das kann dies nicht alles leisten und braucht selbst Unterstützung. Mit dem Rollstuhl bin ich ohne Auto auch mal nicht schnell irgendwo hingefahren um etwas zu besorgen oder die beiden in der Klinik zu sehen. Es gibt noch so viel mehr, was mich in diesem Fall behindert hätte – das alles aufzuzählen würde hier aber den Rahmen sprengen. Ich fühle mich auch in dieser Entscheidung behindert. Es ist aber nicht zu ändern. 

Wir sind zu Hause.

Wir sind nicht auf dem Bauernhof. 

Ich hoffe, dass sich der Zustand soweit stabilisiert, dass wir Ostern feiern können.

Das ABER… das nagt dieses Mal aber ganz besonders an mir…

 

Eure

wheelymum

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2 Kommentare

  1. Brigitte von Rollipack

    Ach, das tut mir so leid für Dich, für Euch! Ich wünsche Dir und Deiner Familie schöne Odterfeiertage und bin überzeugt, dass es Dir gelingt, besondere Familienmomente zu schaffen.

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Vielen lieben Dank <3

      Antworten

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