Kraft zu Ende – Akku leer

Jetzt wird es doch noch sentimental hier… aber meine Gedanken brauchen Luft und genau dafür ist ein Blog doch da, oder?

Manchmal habe ich das Gefühl es wächst mir und uns alles über den Kopf. Aktuell bin ich in der 10 Woche in der Klinik und noch immer hoffe ich, dass ich noch einige Wochen hier bleiben kann. Denn was kommt danach? Unser Baby ist auf der Welt und muss auf die Frühchenstation. Natürlich ist es schön, wenn es so lange wie es geht bei mir im Bauch bleiben kann. Sollte aber der Zeitpunkt gekommen sein, wo es außerhalb besser versorgt werden kann, als bei mir, dann ist das so.

Aber danach fängt dann ein riesengroßes Hick Hack an. Nach meiner Entlassung, werde ich nicht bei unserem Baby sein dürfen. Nachdem nun der Herzmann und Junior seit 10 Wochen zu mir pendeln, werde ich danach zum Baby pendeln müssen. Aber niemand fühlt sich dafür verantwortlich, hier den Rollstuhltransport zu übernehmen. Alle Ämter lehnen es ab.Jeder schiebt die Verantwortung auf den anderen. Dazu kommt dass auf der Kinderintensivstation keine Eltern bleiben dürfen, auf der Neantologie schon, aber diese ist nicht für Rollstuhlfahrer ausgrichtet und ich werde dort keine Hilfe bekommen, da das Personal das nicht leisten kann. Es zehrt jetzt schon so sehr. Jeder hat gute Tipps und Ratschläge, aber niemand hilft. Dazu kommt die Ungewissheit, zwischen den Feiertagen. Hier kann man weder spontane Hilfe   auf oder schnelle Entscheidungen hoffen. Bleibt nur die Hoffnung, dass wir es einfach länger schaffen. Länger hier liegen und noch einige Wochen durchhalten.

Es sind Sorgen, die ich eigentlich nicht haben müsste. Und Gedanken, die ich mir nicht machen sollte. Aber wir sind am Ende. Unsere ganze Familie geht auf dem Zahnfleisch. Die Grenzen der Belastbarkeit sind erreicht: psychisch, physisch und auch finanziell.

Seit 10 Wochen fahren der Herzmann und Junior mehrmals in der Woche 45 km einfach zu mir. Die Straßen sind fast immer dicht. Eine einfache Fahrt dauert mindestens 60 Min – eher länger. Kostenlose Parkplätze gibt es hier nicht. Und auch die Zeit hier will irgendwie genutzt werden. Dinge besprechen, kuscheln, Mamazeit,….. irgendwie ist es immer zu wenig Zeit und gleichzeitig ist es zu lange. Wie sind nun seit über 10 Wochen getrennt und es ist einfach furchtbar. Für uns alle. Junior kommt an seine Grenzen und ich vermisse ihn so sehr. Der Herzmann geht auf dem Zahnfleisch, der Alltag zu Hause, die Sorgen ums Baby und mich, das pendeln hierher,…. Dazu kommen Fragen und Probleme mit Behörden und der Kasse, es ist nicht einfach. Mir fehlt die Zeit mit dem Herzmann: Ein ruhiges Gespräch, sich aneinander zu kuscheln. Einfach ein paar Minuten Zweisamkeit. Wichtige Dinge zu besprechen, gemeinsam zu überlegen, auszuloten…. Es ist so viel.

Es steht Weihnachten unmittelbar vor der Tür. Wir haben uns entschieden, dieses Fst getrennt zu feiern, zumindest die ersten beiden Tage. So dass Junior ein schönes Fest bekommt, im Kreise seiner Lieben. Ich werde das überstehen. Aber danach kommen die Ferien. 2 Wochen Kindergartenferien. Wie überbrücken wir diese? Große Ausflüge oder ähnliches sind nicht möglich. Einen ganzen Tag im Krankenhaus ist auch nicht gerade kindgerecht. Nun bekamen wir den Tipp, dass es direkt gegenüber eine Jugendherberge sei. Vielleicht können sie die Jungs hier für einige Tage einmieten, dann würde die Fahrerei zumindest wegfallen. So viele Gedanken und gleichtzeitig die Gewissheit, dass Pläne machen überhaupt nicht funktionieren kann. Wir müssen alles auf uns zukommen lassen. Tag für Tag.

 

Manchmal habe ich das Gefühl es ist einfach alles zu viel. Und dann spüre ich das treten in meinem Bauch und weiß wofür wir das alles machen. Und mit jeden Tritt, kommt auch wieder etwas Zuversicht und Hoffnung.

 

Eure

wheelymum

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15 Kommentare

  1. Martina von Jolinas Welt

    Eigentlich solltest Du bei deinen Lieben sein,
    Eigentlich solltest Du voller guter Hoffnung deine Schwangerschaft genießen,
    Eigentlich sollten die Hanseln von der KK wenigstens vor Weihnachten mal ungewöhnliche Entscheidungen treffen.
    Und Uneigentlich?
    Ich wollte ich könnte Dir eine Tüte Kraft schenken und dazu noch eine Kiste voller Zeit, garniert mit Menschen die dich tragen und stützen, wenn die Kraft schwindet.
    Lass es raus, ich finde es gut, dass Du es schreibst, dass die Kraft und die Geduld nicht unendlich sind, das ist es bei keinem Mensch.
    Ich denke an Dich, an Deinen Bauchzwerg und an Deine beiden Herzensmenschen.
    Virtueller Drücker – gaaaanz fest

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  2. Mother Birth

    Ach liebe Ju,

    könnte ich dich nur einfach mal in meine Arme nehmen und ganz fest drücken. Du hast gar keine Ahnung wie toll ihr das alles meistert. Und es ist völlig natürlich, dass ihr an eure Grenzen kommt. Alles scheint in solchen Momenten unmöglich und ausweglos zu sein. Aber ich bin mir sicher, dass ihr einen Weg findet.

    Mal eine Frage:
    Wäre die Jugendherberge für dich eigentlich eine Option, dass du näher bei deinem Baby bist?

    Du könntest wegen der finanziellen Seite einen Spendenaufruf machen. Ich bin mir sicher, dass viele einen kleinen oder großen Betrag spenden würden <3 Ich wäre auf jeden Fall dabei!

    Ansonsten glaube ich immer noch ganz fest daran, dass die Schildkröte alle erstaunen wird, wie fit sie ist. Vielleicht muss sie gar nicht so lange im KH bleiben… 😉 Ich drücke euch die Daumen, dass ihr noch etwas Zeit zu zweit habt – sie in deinem Bauch <3

    Von Herzen alles Liebe
    Andrea

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  3. Lydiaswelt

    Liebe Ju, es ist völlig okay, dass Du Dir das von der Seele schreibst. Wäre die Jugendherberge evtl. eine Option für Dich nach der Geburt? Ich meine, damit Du nicht ständig pendeln musst? Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen. Lydia

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  4. Flora

    Liebe Wheelymum,

    ich wünsche dir und deiner Familie alles alles Gute und dass sich bald alles zum Guten wendet.
    Es macht immer wieder fassungslos, wie starr die Strukturen noch sind. Dass in einer Klinik kein Platz für rollstuhlfahrende Eltern vorgesehen ist, sich keiner zuständig fühlt und kein Interesse besteht kreativ zu werden und es irgendwie möglich zu machen… Ich wünsche dir, dass du durch deinen Beitrag engagierte und kreative Menschen ansprichst, die dich tatkräftig unterstützen können…
    Da ich zu weit weg bin, würde ich dir gerne eine Kleinigkeit überweisen.

    Alles Liebe und sonnige Grüße
    Flora

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  5. Anja K.

    Ach je! Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll.
    Deshalb fühle dich einfach gedrückt. Ich schicke viel Kraft. Halte durch!

    Liebe Grüße
    Anja

    Antworten
  6. Kristin

    Liebe Ju,
    Es ist traurig, dass man selbst in diesen Situationen mit Behörden zu tun hat und sich mit Probleme aufladen muss, die es in unserer heutigen Zeit nicht geben dürfte.
    Toll, dass du so tapfer bist. Halte durch, mit jedem Tag kommst du euren Ziel näher.
    Kann der Soziale Dienst vom Krankenhaus nicht helfen, hattest du ein Gespräch mit denen?

    Alles Gute für dich und das kleine Wunder

    Kristin

    Antworten
  7. Nadine

    Wütend macht mich das von diesen zusätzlichen Behinderungen zu lesen, wo die Situation doch eh aufreibend genug ist! Wir haben während unserer Frühchen-Neo-Klinik-Zeit wunderbare Schwestern kennengelernt. Vielleicht gibt es ja auch bei euch eine Nachsorgehilfe, die Ideen und Mittel hat? Der sogenannte Bunte Kreis ist so eine Dachorganisation, glaube ich.
    Viel Kraft für euch alle!

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  8. Tanja

    Das liest sich wirklich schrecklich. Alleine das getrennt sein und dann all diese Hürden, ob so schon nicht ausreicht. Da kann man nur den Kopf schütteln. Ich wünsche euch ganz viel Kraft. Alles Liebe.

    Antworten
  9. Hannah_K

    Ganz ganz viel Kraft euch allen und viele Menschen, die auch im richtigen Leben für euch da sind, euch unterstützen können oder einfach mal eine (oder viele) richtige Entscheidungen treffen! Es ist unglaublich bewundernswert, was ihr alle 3 auf euch nehmt und ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass das Baby sich noch eine Weile Zeit lässt und ihr am Ende dieser ganzen Strapazen euer kleines Wunder gesund und munter im Arm halten könnt.
    Bis dahin haltet durch! Alles alles Gute!

    Antworten
  10. Melanie

    Hallo,

    ich verfolge seit einiger Zeit deinen Blog, da er mir einen ganz anderen Blickwinkel vom Leben mit Kind- bald 2- und einer Behinderung zeigt. Du und deine Familie ihr gebt niemals auf trotz aller Widrigkeiten. Behaltet die Kämpfernatur und die unendliche Liebe, die aus dir spricht/schreibt!

    Alles Gute für euch!!

    Antworten
  11. Isabelle

    Liebe Ju, ich finde es wahnsinn und ganz bewundernswert,was ihr da gerade leistet! Halt durch und fühl dich umarmt!

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  12. Tanja

    Eine schwierige Zeit für euch. Puh!
    Die Idee mit der Jugendherberge (evt. Eine Ferienwohnung Alternative?)ist eine gute Idee.
    Starke Nerven, viel Energie und Viele viele Glücksmomente für dich und deine Lieben!

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  13. Ilka Ringel

    Ich habe schon länger bewundert, dass Du es schaffst und ich wäre psychisch vermutlich schon lange am Ende gewesen. Mir hätte vermutlich schon die Angst um das Kind gereicht. Du hast zusätzlich die Trennung von Deinem Großen und die Angst vor dem, was danach kommt.
    Ideen habe ich leider auch keine. Das einzige, was zu hoffen ist, dass die Schildkröte es so lange in Deinem Bauch aushält bis es auf einer ganz normalen Wöchnerinnenstation im Rooming in sein kann und das ganze am Besten trotz Wiederentlassung nahc Hause. Auch wenn e snicht sehr wahrscheinlich ist, ich wünsche es Dir

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  14. Ankäre

    Ich würde auch spenden, damit du in der DJH unterkommen kannst..

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Das ist so lieb von euch <3

      Antworten

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