Kindergarten – Freundschaftsbücher

Kindergarten Freunde

Unser Sohn kam nach den Winterferien freudestrahlend aus dem Kindergarten nach Hause. Er hatte ein Freudenbuch dabei und erklärte mir stolz: „Da muss ich reinschreiben.“

Ich ahnte hier schon schlimmes, denn er sagte das so selbstbewusst, das mir klar war, was er meinte:” Da muss ich reinschreiben.” Das bedeutet genau das was er sagt: Er muss/ will hineinschreiben.

 

Und so kam es auch:

Ich: Ich lese dir mal vor was da steht und du sagst was ich schreiben soll.

Junior: Nein, ich schreib das.

Ich: Ja, du kannst etwas dazu schreiben.

Junior: Neeeeeein, ich schreib das.

Ich: Dann schreib doch du etwas auf ein Blatt, das legen wir dazu und ich schreibe deine Antworten auf die Fragen?

Junior: Neeeeeeeeeeein, ich schreib das.

Junior: Das ist meine Freundin und nicht deine. Ich hab das das Buch bekommen und ich soll reinschreiben . Nicht du.

Einatmen, ausatmen,….

Ich: Komm wir schauen mal, wer schon alles etwas in das Buch geschrieben hat.

Junior: Oh ja.

Wir blättern durch das Buch.

Junior ( lacht ): Mama, die machen des alle falsch. Ich schreib selber.

Ich bin kurz vor der Verzweiflung:

Ich: Schau mal, wenn ich das schreibe, was du mir sagst, können es die Eltern deiner Freundin vorlesen.

Junior: Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeein, meine Freundin kann lesen was ich schreibe. Weil sie meine Freundin ist.

Ich: Ok, überzeugt.

Ein glückliches Kind malt, schreibt in das Freundschaftsbuch.

 

Im Nachhinein denke ich wieder: Warum habe ich es ihn nicht einfach gleich so machen lassen – denn wenn ich ehrlich bin, dann war es von Anfang an klar, das es so enden wird. Und es ist gut so. Was will ich meinem Kind vermitteln? Wenn er sagt, er ist der Freund und er will es ausfüllen. So what.

 

Kindergarten - Freundschaftsbuch

Selbst ausgefüllt. Mit viel Hingabe und Ausdauer

Zwischendurch stellte ich mir die Frage, was denn eigentlich der Sinn dieser Freundschaftsbücher für drei Jährige ist. Erinnerungen? Ja, vielleicht. Auf Twitter bekam ich die Rückmeldung vom Gruppenzwang – dazugehören. Das kann ich mir gut vorstellen. Auch wenn ich hoffe, wir bleiben davon noch etwas verschont.

 

Denn ganz ehrlich:  Für mich macht das nur Sinn, wenn die Kinder selbst etwas hineinschreiben können. Alles hat seine Zeit. Erinnerungen können auch anders gebildet werden.  Juniors Freundin war wohl nicht sonderlich begeistert, aber er hat den Schaden abgewandt und hat sich mit ihr im Kindergarten auf den Boden gesetzt und ihr vorgelesen, was er hier geschrieben hat. Ein Bild hat er natürlich noch dazu geklebt.

Zu Hause meinte er: „Mami, die Freundin kann das gar nicht alleine lesen. Ich muss ihr helfen. Aber wir sind ja Freunde, da ist das kein Problem.“

 

Und wer kam zwei Tage später, mit dem nächsten Buch nach Hause?

Tja,… willkommen in der Freundschaftsbuchhölle.

 

 

Nachtrag: Es geht mir nicht darum, dass ich mir keine Zeit nehmen wollte, dieses Buch gemeinsam mit meinem Sohn auszufüllen. Das Thema ist vielmehr, das er keinen Sinn darin sieht, mich hier mit einzubeziehen. Weil es seine Aufgabe ist und er diese mit großer Sorgfalt und viel Hingabe ausgefüllt hat. Hier hilft es nichts, wenn die andere Mama enttäuscht oder sauer ist, oder ich das Buch heimlich nachts ausfülle, wenn er schläft. Nur amit ein Sinn erfüllt ist und niemand enttäuscht wird. Denn wird wirklich niemand enttäuscht? Würde ich es heimlich ausfüllen, wäre Junior zutiefst enttäuscht und würde sich dazu noch unverstanden fühlen. Und dafür lasse ich mich nicht beschimpfen!

 

Eure

wheelymum

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21 Kommentare

  1. Kristin

    Unsere Freundschaftsbuchhölle fing zum Glück erst mit 4/5 an. Mittlerweile liegen immer ein paar Fotos in passender Größe griffbereit. Aber ich bin immer noch auf der Suche nach einem wirklich schönen Buch was nicht totaler Kitsch ist und wo das Kind Anhand von Bildern sieht was gemeint ist und es Einschreiben soll.Bislang habe ich noch keines gefunden. Vielleicht hast du eine Idee?
    😁 Liebe Grüße Kristin

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Leider nicht. Vielleicht kommt das noch <3

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    2. Martina

      Eine liebe Freundin hat tolle gemacht, ich schaue mal schnell nach dem link…..https://de.dawanda.com/product/76643627-geniales-freundebuch-tuerkis-tasche-noch-schoener

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      1. wheelymum (Beitrag Autor)

        Wow, sind dei toll. Und die Taschen sind ja noch schöner. Wenn es bei uns soweir ist, habe ich jetzt eine schöne Alternative. Vielleicht auch eine schöne Geschenkidee?

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  2. Silke

    Meine drei lieben es sehr und wir machen es immer gemeinsam – die paar Minuten wird doch jede Mutter aufbringen. Ätzend diese hyper gestressten ” mir ist alles zu viel Mütter”. Vielleicht einfach einmal etwas weniger Zeit für sich verwenden und dafür mit dem Kind so etwas machen

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  3. EsistJuli

    Das ist ja irgendwie süß von deinem Sohn 🙂
    Tatsächlich hab ich meine Freundebücher von damals immer noch. Und blättere sie auch immer noch ab und zu durch 🙂 wir hatten Sie aber erst in der Grundschule, da konnte ich zum Glück lesen, was meine Freunde geschrieben haben 😀

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Ich verstehe das zu gut. Und ich finde es ab 5 oder 6 Jahren auch eine tolle Erinnerung.

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  4. Lara

    Mein Poesialbum ist mir eine tolle Erinnerung und ich bin froh, dass sie nicht von den Eltern ausgefüllt wurden. 😉 Aber natürlich waren wir da auch alle schon schreibfähiger. 😉 Im Kindergartenalter finde ich, sollte es (wenn es diese Bücher überhaupt geben muss) definitiv Versionen geben, wo die Kids selber was malen etc. können. Ich finde es super, dass dein Sohn das Ausfüllen übernommen hat, immerhin ist er wirklich der Freund und schien ja gut zu wissen, was seine Freundin freut. 🙂 Und später wird sie sich über die Erinnerung freuen und vielleicht ein bisschen schmunzeln. <3

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Liebe Lara, du glaubst gar nicht wie froh ich über deinen Kommentar bin. Ich fühlte mich hier heute und gestern echt total missverstanden und wurde als faule Muter hingestellt, der alles zu viel ist und die nur gestresst von ihrem Kind ist. Unterschiedliche Meinungen sind super, aber das…. Danke dir

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  5. Kim

    Meine Kleine hat neulich auch das erste Freundebuch zum Ausfüllen bekommen.
    Da sie erst 2 ist habe ich das gemacht. Auch in meinem Alter macht mir das noch viel Spaß.
    Für mich völlig unverständlich wie man von sowas genervt sein kann

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  6. Ankäre

    Hey Ju,

    ich finde deine Lösung toll: er malt rein, du stellst das Foto, vielleicht einen Aufkleber… Darum geht es ja in dem Alter. Mein mittlerer Sohn bekam sein heißgeliebtes Freundebuch mit drei Jahren von seiner Tante geschenkt. Selbstgemacht. Ein schönes Büchlein, mit Geschenkpapier den Platz fürs Foto gestaltet, wenige selbstgeschriebene Fragen, viel Platz zum Gestalten. “Name, Kind und ich kennen uns, Lieblingsessen..usw“
    Er hat es viele Stunden lang begeistert durchgeblättert und die Fotos und Bilder der Verewigten betrachtet. Er konnte von den Zeichnungen auf die Freunde schließen.

    Vielleicht ne Idee?

    LG

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Eine wunderschöne Lösung, wenn der Wunsch einmal von ihm aus kommen sollte

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  7. Martina von Jolinas Welt

    Ich empfinde es nicht als Freundschaftsbuchhölle. Zu meiner Zeit hatte man eben Poesiealben, meine Mutter in den 50ern auch.
    Jolina hat in ihrer Kindergartenzeit kein einziges mit nach Hause gebracht, nichts eins! Ich hätte heulen können, weil ich weiß wie es bei Louisa war und wie wichtig ihr das war.
    Als Jolina jetzt in der schule das erste Freundebuch mitbrachte war ich so, so soooooo glücklich ich kann es keinem sagen. Endlich sind wir im Freundebuchhimmel angekommen

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    1. wheelymum (Beitrag Autor)

      Ich freue mich für euch, das ihr im Freundebuchhimmel seit <3

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  8. stjerne

    Ich als sonst stille Mitleserin wundere mich – wie leider immer häufiger – über die mir teils sehr befremdlichen Kommentare.
    Für mich war schon nach den ersten Zeilen deines Beitrags klar, worauf es hinauslaufen wird und auch worum es dir geht. Unsere gerade Vierjährige hat schon seit der Krippe immer wieder Freundebücher mitgebracht und z.T. auch ganz allein ausgefüllt. Manchmal durfte ich “übersetzen”, manchmal war nur ihr Name zu entziffern, aber bisher kamen noch nie ablehnende Reaktionen eher ein “Toll, dass du sie hast machen lassen.”
    Mittlerweile waren es schon so viele Bücher und es hat sich ganz von selbst der Kompromiss ergeben, dass sie Name und Hausnummer schreibt und malt, wo es was zu malen gibt. Den Rest diktiert sie mir.
    Und selbst liebt sie ihr Freundebuch aus der Krippe und schaut es immer wieder an.

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  9. Tina

    Ich verstehe den Trubel hier und vor allem auf Facebook nicht. Eine Meinung von vielen. Nicht mehr und nicht weniger.

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  10. Tina

    Hihi! Es gibt inzwischen auch hübsche Bücher für die ganz Kleinen, in denen mehr gemalt werden muss. Da ist dann ein leerer Teller abgebildet, auf den sie ihr Lieblingsessen malen dürfen. Sie können Figuren ihre Haarfarbe, Augenfarbe, etc. verpassen. Das finde ich ganz nett.
    Ich denke mir allerdings nur immer, wieviele ich eigentlich noch aus dem Kindergarten kenne. Niemanden.
    Wirklich Sinn macht es erst später, wenn man später vllt. noch gemeinsam drüber lachen kann, was man damals so verzapft hat.
    LG, Tina

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  11. Tine

    Kann es sein, dass der Beitrag häufig nicht richtig verstanden wurde? Ich hoffe mit deiner Erklärung ist das vom Tisch.
    Wir haben selbst kein Buch, wenn es eins mit nach Hause gibt, dann füllen wir es gemeinsam aus. Ich gestehe, manchmal auch nur ich.
    Liebe Grüße, Tine

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  12. Thomas

    Diese Kommentar-Trolle sind auch wirklich überall. Den Beitrag nicht verstehen und dann mit Beleidigungen um sich werfen. Unfassbar!
    Bei uns würde es auch so laufen. Wenn ich mich einmische wäre unsere Tochter total enttäuscht. Sie möchte es ausfüllen. Ich darf ihr nicht vorschreiben, wie sie es zu machen hat. Mitmachen ja, lesbares produzieren, nein 🙂

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  13. helena

    liebe wheelymum, liebe community,
    ich bin gerade recht zufälig über diesen blog-eintrag gestoßen und bin nun – ob einiger kommentare – etwas verwirrt. bzw, zuerst war ich verwirrt über den letzten absatz im blogbeitrag.

    liebe wheelymum,
    bei beginn des eintrags dachte ich: oh, das endet dann wahrscheinlich in einer angemalten doppelweite in einem freundschaftsbuch (und einem glücklichen kind 🙂 . stimmt ja so gar nicht: Das Freundschaftsbuch ist so aufgebaut, dass dein sohn das allein ausfüllen konnte. Außer seinem Namen, seiner Telefonnummer und Kindergartengruppe habe ich das Gefühl durch den Eintrag viel über deinen Sohn erfahren zu haben.

    Die Dinge, die ich über den Sohn nicht weiß, weiß die Freundin und die Mutter der Freundin und das können sie – wenn sie Angst haben, es in 20 Jahren nicht mehr zu wissen – ja auch selbst hinschreiben.

    Liebe community, die mangelnde zeit unterstellt
    was soll das denn? Dieser Vorwurf, dass wheelymum sich nicht die Zeit genommen hätte? Wie kommt man denn darauf beim Lesen? Sie hat doch das Buch sogar “zusammen allein” ausfüllen lassen?
    woher die denke, dass die freundin später das buch öffnen wird und denkt: oh, wie unordentlich? sie wird von der seite auf jeden fall mehr haben als vom x-ten mal, ich wohne in…. die wissen doch,wo sie wohnen, herr je?
    Es geht nicht um perfektion, es geht darum, dass der sohn von wheelymum, das FÜR seine Freundin machen wollte, WEIL er sie mag.

    liebe rest-community,
    ich verbleibe mit freundlichemkopfschütteln,
    helena

    p.s. hach, dieses internatund: warum können mütter nciht einfach NETT zueinander sein??

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  14. Pingback: Wochenende in Bildern 21/22.Oktober 17 - Kraft sammeln - Wheelymum

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